GLOSSAR

Mit der Veröffentlichung des Theaterfilms Antigone haben wir uns entschlossen, das komplette Glossar samt allen Endnoten - wie im Buch Antigone abgedruckt - zu veröffentlichen. Das Schöne daran: Ihr könnt Anmerkungen und Erläuterungen, die einen Link enthalten, direkt anklicken und Euch so die Quelle anschauen.

Zudem gib es noch zusätzliche Erklärungen und Informationen zu einzelnen Worten und Begriffen des Stücktextes, die im Buch keinen Platz mehr fanden. Viel Spaß beim Stöbern!



 
 
 

Stichworte des Glossars:

Morgengrauen

Die Schwestern Antigone und Ismene treffen in der morgendlichen Dämmerung aufeinander. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, die Dunkelheit der Nacht ist der Helligkeit des Tages noch nicht gewichen. Die Sonne steht also noch unter dem Horizont, ihr gestreutes Restlicht ist aber schon sichtbar.

In diesem, physikalisch betrachtet, fließenden Übergang, diesem Dazwischen, berichtet Antigone von ihrem Versuch, den Leichnam des gemeinsamen Bruders Polyneikes im Schutze der Nacht zu begraben. Ismene ist entsetzt. Ihr graut vor den Konsequenzen, sollte die Tat ihrer Schwester aufgedeckt und sie mit dem Tode bestraft werden.

Das Grauen, das Ismene empfindet, also die Furcht und den Widerwillen gegenüber der Bedrohung, in der ihre Schwester schwebt, entstammt, etymologisch betrachtet, einem anderen Wortfeld als das Grauen des anbrechenden Tages.

Wenn es tagt oder dämmert und der Morgen, bzw. Himmel und Umgebung, eine graue Färbung annehmen, dann geht dies zum einen auf das altgermanische Farb-adjektiv mhd. gra und ahd. grao und andererseits auf grauen (mhd. grawen, ahd. grawen) im Sinne von „grau werden“ zurück. Das Grauen, das mit „grausen“, „graulen“, „Greul“, „grausam“ und „gruseln“ im deutschen Sprachbereich eine weite Wortgruppe bildet, leitet sich vom Verb gruwen (mhd.), (in)gruen (ahd.) für „sich fürchten“ und „Unbehagen empfinden“ ab, die weitere Herkunft ist aber unklar.1)

Dass beide Worte bei gleicher Aussprache eine unterschiedliche Bedeutung haben, die jeweils andere Bedeutung oft mitzuschwingen scheint, und dieser Effekt wünschenswert ist, zeigt sich an der Titelwahl zahlreicher Buch- und Filmtitel im Genre Horror und Krimi.2) Das führt natürlich zur Frage: „Why does Edward sparkle in the sunlight?“. Apropos funkeln und glitzern, die

„Bedeutung ‚grau‘ hat sich aus […] ‚schimmernd, strahlend, glänzend‘ entwickelt. Auch die meisten anderen Farbadjektive – vgl. z.B. ‚braun‘ und ‚blau‘ – bedeuten ursprünglich ‚schimmernd, glänzend, leuchtend‘, was sich daraus erklärt, daß die Indogermanen bei der sprachlichen Erfassung nicht vom Farbton, sondern vom Glanz und Schimmer ausgingen.“3)

Theben

Gemeint ist hier das böotische, siebentorige Theben (griech. Thebai, neugriech. Thiva), nicht das thessalische oder gar das von Homer in der Ilias erwähnte hunderttorige Theben Ägyptens.

Das mythische Theben ist der Dreh- und Angelpunkt im thebanischen Sagenkreis. Herakles, Niobe, Ödipus und Antigone sind hier geboren. Legenden und Sagen um Dionysos und nicht zuletzt um die Sieben gegen Theben sind mit der Stadt verknüpft.

Den ältesten Überlieferungen nach lebten Ekten, dann Hyanten und schließlich die Aonen im thebanischen Land, bis zur Ankunft des Phöniziers Kadmos, der die Stadt bzw. die Burg Kadmeia gegründet hat. Zum Herrschergeschlecht der Kadmeionen gehören in einer langen Reihe von mythischen Königen auch Ödipus und seine Söhne Eteokles und Polyneikes.

Antigone

Antigone ist eines der vier Kinder, die Ödipus mit seiner Frau und Mutter Iokaste zeugte. Die bekannteste Schilderung des Schicksals der Antigone stammt von Sophokles. Erst mit Sophokles’ Tragödie Antigone, die 442/441 v. Chr. in Athen uraufgeführt wurde, sieht die Forschung den Antigone-Mythos4) begründet, obwohl es auch weitere Überlieferungen und Nennungen der Figur Antigone in klassischer Zeit gibt. In Sophokles’ Fassung wird Antigone lebendig eingemauert. Sie wählt daraufhin den Freitod.

Die Antigone des Euripides (* 480 v. Chr. oder 485/484 v. Chr. auf Salamis; †406 v. Chr. in Pella) ist nicht erhalten und nur wenig ist darüber bekannt. Der bedeutende Philologe und Leiter der Bibliothek von Alexandria Aristophanes von Byzanz (* 257 v. Chr.; † 180 v. Chr.) stellte in seiner Auseinandersetzung mit Sophokles’ Antigone die Hypothese auf, dass in Euripides’ Bearbeitung des Sagenstoffes Antigone und Haimon einen Sohn namens Haimon haben.5)

In den Phönikerinnen des Euripides taucht die Figur der Antigone ebenfalls auf und hier verkündet sie, ihren Bruder Polyneikes bestatten zu wollen, jedoch gelingt es ihr nicht. Sie muss Theben verlassen und löst ihre Verlobung mit Haimon und begleitet ihren Vater Ödipus in die Verbannung.6)

Bei Hyginus7) und in Apollodors Bibliothek8) erfahren wir, dass König Kreon Antigone zur Vollstreckung des Todesurteils an ihren Verlobten Haimon übergab. Das entsprach geltendem Recht, da eine verheiratete oder verlobte Frau von ihrem Gatten bestraft wurde. Haimon tat dies zum Schein und ließ die geliebte Frau am Leben und gemeinsam zeugten sie einen Sohn: Maion9).

Antigone lebte mit ihrem Kind versteckt bei Hirten auf dem Lande. Und alles wäre vermutlich gut gegangen, wäre Maion nicht als Jüngling zu den Thebanischen Spielen erschienen. König Kreon erkennt an einem speerspitzenförmigen Muttermal, dass es sich bei Maion um einen Nachfahren der „fluchbeladenen Männer von Theben“10) handelt. Er erklärt ihn zum Bastard und verurteilt Haimon und Antigone zum Tode. Der Fluch der Labdakiden scheint auch in dieser Version wirksam zu sein.

Ismene

Ismene ist die Schwester von Antigone und entstammt als jüngstes Kind ebenfalls der Beziehung von Ödipus und Iokaste. Auch wenn Ismene ihrer Schwester beim Begräbnis des gemeinsamen Bruders Polyneikes nicht hilft, so will sie doch nach der Verurteilung von Antigone freiwillig mit ihr sterben. Sophokles berichtet nichts über ihren weiteren Weg, bei ihm ist sie neben Kreon die letzte Überlebende des Geschlechts der Labdakiden.

Gustav Schwab11) , der mit seinen Sagen des klassischen Altertums (1838-1840) einen Klassiker schuf, schrieb: „Vom ganzen Stamme des Ödipus war jetzt, außer zwei Söhnen der gefallenen Brüder, nur noch Ismene übrig. Von ihr erzählt die Sage nichts; sie starb unvermählt oder kinderlos, und mit ihrem Tode erlosch das unselige Geschlecht.“12) Auch „der Roscher“13), immerhin ein Standardwerk, weiß nichts weiter zu berichten, nennt aber immerhin eine „böotische Heroine“14) unter dem Stichwort Ismene.

Dass Ismene doch eines gewaltsamen Todes starb, scheinen weitere Textversionen um Antigone und die Geschichte der Sieben gegen Theben nahezulegen. So beschreibt die eine Version, dass Antigone und Ismene Opfer von Laodamas werden, dem Sohn ihres Bruders Eteokles. Er soll beide Frauen entehrt und im Tempel der Hera verbrannt haben.15) Und die andere Erzählung schließlich berichtet von einer Liebesbeziehung zwischen Ismene und Periklymenos, einem Held und Verteidiger von Theben gegen die sieben Heere, übrigens ein Enkelsohn des Teiresias. Diese Beziehung endet tragisch, weil Tydeus, ein feindlicher Angreifer, während der Schlacht um Theben Ismene ermordet. Eine Quelle, an der diese Tragödie stattfand, ist nach Ismene benannt.16)

Nach dem ganzen Gemetzel sei noch der Hinweis auf die außergewöhnlich blühende, exotische Zwiebelblume Ismene gestattet. Sie gehört zur Familie der Amaryllisgewächse und ist in Peru, Bolivien und Ecuador verbreitet. Warum der englische Botaniker Richard Anthony Salisbury diese Pflanze Ismene nannte, ist nicht bekannt.

Angst

Ismene ist vor lauter Angst um ihre Schwester ganz krank. Damit empfindet sie eines der als Basisemotion17) beschriebenen Gefühle, die als grundlegender Bestandteil jeder menschlichen Existenz angesehen werden. Allerdings wird in den unterschiedlichen Auflistungen der Basisemotionen, sie variieren je nach wissenschaftlicher Sichtweise, nie von Angst, sondern von Furcht gesprochen.

Das mag mit der synonymen Verwendung beider Begriffe zu tun haben oder mit der Unterscheidung beider Begriffe im Lateinischen, die dann Eingang in die Wissenschaft gefunden hat. So ist lat. angor (= Angst, Beklemmung) der Begriff für die Beschreibung von objektunbestimmter Angst wohingegen lat. timor (= Furcht vor, Besorgnis wegen) zur Bezeichnung von objektbezogener Furcht verwendet wird.

Auf eine verloren gegangene Sprachschöpfung bzw. auf eine ausgestorbene Tierart, die Pediculus humanus anxietas, die sich im Grimm’schen Wörterbuch findet, soll an dieser Stelle unbedingt hingewiesen werden. Es geht um die „rohe, aber kraftvolle bezeichnung heimlicher angst“, und zwar um die „angstläuse, pl. […] alsdann kratzen si zu spat den kopf vor angstleusen […] secht da, wie beiszen disen die angstläus, der feind ist gewis nicht weit […] die unbarmherzigen angstläuse stacken mir in haaren.“18)

Pflicht

Antigone sieht es als ihre schwesterliche Pflicht an, ihren toten Bruder zu beerdigen. Dies ist etwas, das getan werden muss, die religiösen Sitten und Gebräuche ihrer Kultur schreiben eine Bestattung vor. Antigone handelt einerseits aus einer inneren Verpflichtung heraus und folgt damit andererseits den gesellschaftlichen bzw. religiösen Normen ihrer Zeit. Sie ist davon überzeugt, dass sie sich der Erfüllung ihrer Pflicht nicht entziehen kann.

Das Substantiv Pflicht leitet sich vom Verb pflegen in dessen älterer Bedeutung „für etwas einstehen, sich für etwas einsetzen“19) ab. In der Ethik, aber auch im Bereich des Rechtes, zählt Pflicht zu einem der Grundbegriffe. Ausführliche Erkenntnisse über die Pflichten des täglichen Lebens trägt der römische Politiker, Schriftsteller und Philosoph Marcus Tullius Cicero (* 3. Januar 106 v. Chr. in Arpinum; † 7. Dezember 43 v. Chr. bei Formiae) in seiner dreibändigen Schrift De officiis („Von den Pflichten“ oder „Vom pflichtgemäßen Handeln“)20) zusammen.

Als Abschluss und Anstoß ein Zitat von Albert Camus: „Die Freiheit besteht in erster Linie nicht aus Privilegien, sondern aus Pflichten. “21)

Polyneikes & Eteokles

Der thebanische Sagenkreis wird aus vielen unterschiedlichen Quellen gespeist. Es gibt zahlreiche, sich auch widersprechende Versionen der Geschichten um Ödipus22) und Antigone, aber auch um die der beiden Brüder Polyneikes und Eteokles. Sie alle darstellen zu wollen, wäre eine Sisyphosarbeit.23)

Polyneikes und Eteokles sind die Brüder von Antigone und Ismene. Sie gelten als Kinder von Ödipus und Iokaste, nach anderer Darstellung als Söhne von Ödipus und seiner zweiten Gattin Euryganeia.24) Meist wird Polyneikes als der Ältere vorgestellt, bei Euripides ist Eteokles jedoch der Ältere von beiden. Beide sind in unterschiedlichen Fassungen der Sage verheiratet und haben Kinder.25) In allen Fassungen geraten die Brüder in Streit um Thebens Königsthron und zetteln einen Krieg an.26) Die bekannteste Schilderung dieser Vorgänge ist das Drama Die Sieben gegen Theben von Aischylos.27) Auch die Verfluchung der beiden Brüder durch ihren Vater Ödipus sei hier kurz erwähnt.28)

Ein interessanter Aspekt, der ein Schlaglicht auf das Verhältnis der Brüder werfen mag, ist die Bedeutung ihrer Namen: Eteokles bedeutet so viel wie „einjährige Vollgewalt“ oder „einjährige Herrschaft“29) und Polyneikes wird mit „viel Hader“ oder „Vielhadrer“, „Haderreich“, „Vielstreiter“30) übersetzt.

Leichnam

Die eigentliche Bedeutung der Worte Leiche (mhd. lich; ahd. lih[h]) und Leichnam (mhd. lichname; ahd. lih[i]namo und lihhamo), nämlich „Körper, Gestalt“, geht zurück auf das gemeingerm. *lika-. Beide Begriffe wurden allerdings schon „in den alten Sprachzuständen […] als verhüllender Ausdruck für den toten Körper bzw. für den toten Menschen gebraucht.“31)

Apropos „verhüllend“, der zweite Bestandteil des zusammengesetzten Wortes Leichnam,32) also hamo, geht zurück auf das germ. *hama[n]- für „Hülle“, von dem sich übrigens auch unser heutiges „Hemd“ ableitet. „Die Zusammensetzung bedeutet also eigentlich ‚Leibeshülle‘ […] Wie das Wort ‚Leiche‘ wandelte auch ‚Leichnam‘ seine Bedeutung von ‚Körper‘ zu ‚toter Körper‘.“33)

Ein toter Körper, ob nun tierisch oder menschlich, kann als Leiche bezeichnet werden. Als Leichnam werden ausschließlich menschliche Verstorbene bezeichnet. In der Fachsprache, die sich rund um das Gewerbe der Drucktechnik entwickelt hat, ist eine Leiche ein „fehlender Buchstabe oder ein fehlendes Wort im gedruckten Text. Das Korrigieren des Fehlers begräbt die Leiche.“34)

bestattet

Das mhd. bestaten ist die verstärkte Form des mhd. staten, was „an seinen Ort bringen“ bedeutete. Dazu gehört mhd. stat „Ort, Stelle, Stätte“. Der Duden hält fest: „ [bestaten] wird bereits verhüllend für ‚begraben‘ gebraucht.“a) Eine Ableitung von bestatten ist Bestattung.

„Eine Bestattung […] ist die Verbringung des Leichnams oder der Asche eines Verstorbenen […] an einen festen, endgültig bestimmten Ort […] Eine Bestattung schließt in der Regel eine religiöse oder weltliche Trauerzeremonie ein.“b)

Aas

„Drei senkrecht!“, und die Frage lautet: Zu Eaux-Bonnes gehörender Weiler? Hinterhältige Person, gemeiner Mensch? Begriff für toter, verwesender Tierkörper? Kadaver? Norwegischer Fußballspieler?c)

die letzte Ehre erweisen

Da Antigone ihren Bruder liebt, wertschätzt und sein Andenken achtet, will sie die üblichen Zeremonien für den Verstorbenen durchführen, um ihm den Einzug in den Hades zu ermöglichen. Das Mindeste ist, bei dem Verstorbenen zu verweilen, seiner zu gedenken und den Leichnam mit Erde oder Staub zu bedecken, um ihm so die letzte Ehre zu erweisen.

wahnsinnig

Gesellschaftliche Konventionen bestimmen, was unter „Wahnsinn“ verstanden wurde und wird.35)

„Der Begriff des ‚Wahnsinns‘ wurde historisch einerseits in unterschiedlichen Kontexten mit verschiedenen Bedeutungen verwendet und andererseits rückblickend auf verschiedene Phänomene angewendet. Daher ist er ein medizin- und kulturgeschichtlich nur schwer eingrenzbares, kaum zu definierendes und zum Teil widersprüchliches Phänomen.“36)

Es lässt sich vermuten, dass Ismene, als sie ihrer Schwester vorwirft wahnsinnig zu sein, nicht meint, dass Antigone krankhaft verwirrt oder gar geisteskrank sei, sondern eher die, in ihren Augen, grenzenlose Unvernunft benennt, die sie im Vorhaben ihrer Schwester sieht.

Spannend ist, dass Antigone mit ihrem Verhalten und ihrer Denkweise zum einen eben nicht einer lang praktizierten und üblichen gesellschaftlichen Norm oder einer sozialen bzw. religiösen Konvention zuwider handelt – was als wahnsinnig im Sinne einer Abweichung vom Üblichen und Akzeptierten bezeichnet werden könnte – und zum anderen eben doch, weil sie einen königlichen Erlass ablehnt, den sie als untergebene Staatsbürgerin einzuhalten hätte.

Kreon

Kreon ist der Sohn des Menoikeus (des Älteren), somit ist er auch ein Nachkomme des Kadmos, dem Begründer Thebens. Er ist der Bruder von Iokaste und Schwager von Laios und Ödipus, den Ehemännern seiner Schwester.

Auch von Kreons Geschichte gibt es viele Darstellungen und unterschiedliche Auslegungen seiner Figur. So ist er in Sophokles’ Tragödie König Ödipus der Freund und Berater Ödipus’ während dessen Regentschaft, gerät ungewollt in Feindschaft zu seinem König und muss am Ende alles richten. In der Antigone hingegen zeigt er sich zunächst als unnachgiebiger Herrscher und Gegenspieler seiner Schwiegertochter in spe.

„Wie Sophokles die Sage überhaupt und Kreons Charakter je nach den Anforderungen des einzelnen Stückes poetisch frei gestaltete, ihn im König Oidipus maßvoll und selbstlos, im Oidipus auf Kolonos tückisch und gewalt-thätig, in der Antigone verblendet, aber imposant schilderte, so hat sich auch Euripides erhebliche Abweichungen erlaubt, von früherer Version sowohl, als auch von seiner eigenen Darstellung.“37)

Kreon regierte Theben nach Laios’ Tod, nach Ödipus’ Tod und dann nochmal bis Eteokles’ Sohn Laodamas volljährig war. Über diese Ereignisse und andere Abschnitte seines Lebens berichten u.a. Euripides’ Dramen Die Phönizierinnen und Herakles sowie Aischylos’ Sieben gegen Theben.38)

Meuterei

Eine Meuterei kann eine Revolte, ein gewalttätiger Aufstand oder ein Streik von einer Gruppe von Menschen sein, die sich gegen einen Vorgesetzten richtet und meist das Ziel hat, den König, den Anführer, den Chef oder Kapitän abzusetzen. Die Meuterei geht damit über eine reine Gehorsamsverweigerung hinaus. Eine aufgebrachte Menschenmenge setzt sich also in Bewegung mit dem Ziel, einen bestehenden Zustand zu verändern.

Wir kennen das aus dem Französischen stammende Meute als Bezeichnung für eine Gruppe abgerichteter Jagdhunde ebenso, wie als abfällige Bezeichnung für eine Menschengruppe im Sinne von „wilde Horde, Bande“.39) Meutern, also Aufruhr stiften und sich einem Befehl widersetzen, geht auf das frühnhd. Verb meuten (= sich empören) zurück und dies wiederum auf das frz. meute in seiner ursprünglichen Bedeutung „Aufstand, Aufruhr“40). Den Vorläufer des uns bekannten Meuterers, den „lermstifter und meutmacher“41), finden wir leider nur noch im Lexikon.

im Kreise meiner Lieben

Antigone weiß, wo ihr Platz ist: im Kreise ihrer Lieben. Im Allgemeinen wird der Kreis der Lieben bei Familienfeiern und Festen unter befreundeten Menschen beschrieben oder zelebriert, zum Beispiel durch gemeinsames Singen.

Adelbert von Chamisso (1781–1838), französisch-preußischer Naturforscher und Dichter, hat 1829 den Text Hab oft im Kreise der Lieben geschrieben, der auch durch die Melodie (Nr. 1 aus op. 34, 1839) von Friedrich Silcher (1789-1860) zum Volkslied wurde. Vermutlich ging mit der Verbreitung des Liedes der Ausdruck in den allgemeinen Sprachgebrauch über.

Hab oft im Kreise der Lieben (Vers 1 von 4)d)

Hab oft im Kreise der Lieben
im duftigen Grase geruht
und mir ein Liedchen gesungen
und alles war hübsch und gut

Freveltat

Ein Frevel (ahd. fravali, „Kühnheit“) ist ein Verstoß gegen die göttliche oder menschliche Ordnung. In der Regel ruft ein Frevel Empörung hervor und kann durch Opfergaben oder Bestrafung gesühnt werden. Im älteren deutschen Recht war ein Frevel ein Vergehen, das mit einer Strafe an „Haut und Haar“, also Züchtigung und Haare scheren oder mit Geldstrafe geahndet wurde. Seit dem Mittelalter bezeichnet Frevel vor allem Übermut, Gewalttat oder bösen Willen. Siehe auch: Feld-, Jagd-, Baumfrevel.

Da Ismene im Handeln ihrer Schwester eine „fromme Freveltat“ sieht, lohnt ein Blick auf das Wort fromm. Vom mhd. vrum, vrom (= nützlich, brauchbar) stammend, bedeutete es auf Personen bezogen „tüchtig“, „trefflich“, „tapfer“, „rechtschaffen“. Erst seit dem 15. Jh. erhält fromm auch einen religiösen Sinn, der daher rührt, das im Nhd. Bibelstellen neu- und umgedeutet wurden, sprich, dass aus den „frommen Landsknechten“, also den tüchtigen, rechtschaffenden Landsknechten, die „vom Glauben an Gott erfüllten“ Landsknechte wurden.42) Antigones Tat kann sicher beides sein, tapfer und rechtschaffen sowie vom Glauben erfüllt.

Ödipus

Beginnen wir mit den Adoptiveltern des Ödipus. Merope (nach Apollodoros: Periboia) ist die Frau des korinthischen Herrschers Polybos. Beide führen bis zur Übergabe des noch namenlosen Wickelkindes durch den Hirten eine kinderlose Ehe. Das Herrscherpaar adoptiert das Kind und zieht es als ihr eigenes auf. Der Erzählung nach nannten sie es aufgrund seiner zerschundenen Füße Oidipus („Schwellfuß“). Schaut man sich die Silben, aus denen der Name Ödipus zusammengesetzt ist, näher an, so erschließt sich eine weitere Ebene in der Bedeutung des Namens:

Poús, die zweite Silbe seines Namens, bedeutet ‚Fuß’ und gewinnt durch die doppelte Lesbarkeit der ersten Silbe eine zweifache Bedeutung. Oîda meint ‚Ich weiß’, so daß oîda-poús der ‚Wissende (Fuß)‘ ist, während oîdos und oidi-poús den ‚Schwellfuß‘ bezeichnet.“43)

Und die leiblichen Eltern? Laios gehört im thebanischen Sagenkreis zu jenen mythischen Königen, die über das antike böotische Theben herrschten. Laios ist der Sohn des Labdakos, auch ein Herrscher Thebens. Gemeinsam mit Iokaste, der Tochter des Menoikeus (des Älteren), zeugte Laios ein Kind: den späteren König Ödipus.

König Laios und seine spätere Verwandtschaftslinie stehen unter keinem guten Stern, denn Pelops, der Vater von Chrysippos, hat den jungen Laios und seine Nachkommen mit einem Fluch belegt. Nach Herodot, dem griechischen Historiographen, besagte der Fluch, dass Laios niemals einen Sohn zeugen solle, wenn aber doch, so würde dieser Sohn ihn töten. Grund für diesen Fluch war die Entführung von Chrysippos durch Laios nach Theben – zwar aus Liebe, aber dennoch nach den herrschenden Sitten unüblich, die Gastfreundschaft Pelops’ auf das Gröbste verletzend und also mit Verfluchung zu ahnden.

Die Angst vor der Erfüllung des Fluches – in der Literatur der Fluch der Labdakiden – war es also, der Laios und Iokaste dazu brachte, ihr eigenes Kind aussetzen zu lassen. Dem Neugeborenen wurden die Füße durchstochen und zusammengebunden und hätte der Hirte, der das Kind im Gebirge aussetzen sollte, nicht Mitleid gehabt, so wäre das Kind sicher gestorben und nie in Korinth angekommen.

Ödipus wiederum bekommt als junger Mann geweissagt, dass er seinen Vater ermorden und seine Mutter heiraten werde. Ödipus verlässt daraufhin Korinth, da er Merope und Polybos für seine leiblichen Eltern hält. Und so kommt die ganze Geschichte in Gang, die Sophokles in seiner Tragödie König Ödipus erzählt.

tragischer Held

Es gibt Sätze, die möchte man einfach so ohne weitere Erläuterung stehen lassen. Der folgende gehört dazu: „Der Tod des tragischen Helden ist üblich.“44)

Der Held, Heroe oder Heros, bzw. die Heldin, auch Heroine (zum lat. heros & altgrch. ἥρως (hērōs)), ist zunächst die Hauptfigur „eines schauspiels, eines romans, einer geschichte, einer begebenheit“45), das heißt: die Person, die eine Heldentat vollbringt, sei diese nun körperlicher Art oder von geistiger Natur, kann eine reale oder fiktive Person sein. Die Tat ist ein wesentliches Merkmal einer heldenhaften Person, denn sie ist meist außergewöhnlich, scheinbar übermenschlich und aus dem Alltag oder dem üblichen Geschehen herausragend. Held*innen können uns in verschiedenen Formen begegnen, so zum Beispiel als Antiheldin, epischer Held, Alltagsheld, Superheldin, klassischer oder romantischer Held, Held der Arbeit, Geistesheroe oder als Nationalheldin.

Wer wen wann aus welchen Gründen zur Held*in erklärt oder es unterlässt, ist eine eigene Betrachtung wert, die vielleicht mit diesen Heroinnen beginnen könnte: Penthesilea (Amazonenkönigin), Jeanne d’Arc (fran-zösische Nationalheldin, Heilige), Tomoe Gozen (eine der wenigen weiblichen Samurai), Simone de Beauvoir (Schriftstellerin, Philosophin, Feministin), Cecilia Payne-Gaposchkin (Astronomin) und natürlich Antigone.

Was macht nun einen Helden zum tragischen Helden? Zunächst, dass er Protagonist einer Tragödie ist, also Figur in einem dramatischen Stück, „ in dem menschliches Leid und menschliche Konflikte mit tragischem Ausgang geschildert werden.“46) Tragisch in diesem Zusammenhang bedeutet erschütternd, schicksalhaft und auch verhängnisvoll.

Was einen tragischen Helden auszeichnet, darüber haben sich zwei Geistesheroen Gedanken gemacht. Zum einen der griechische Philosoph und Naturforscher Aristoteles (* 384 v. Chr. in Stageira; † 322 v. Chr. in Chalkis auf Euböa) und zum anderen der deutsche Dramatiker, Philosoph und Historiker Johann Christoph Friedrich von Schiller (* 10. November 1759 in Marbach am Neckar; † 9. Mai 1805 in Weimar).

Aristoteles zufolge erleidet der tragische Held „sein Unglück aus Gründen, die in ihm selbst zu finden sind. Folglich trägt er als Handelnder zwar die Verantwortung für sein Tun, jedoch geschieht dies nicht aus einer negativen Motivation heraus. Außerdem muss der tragische Held intelligent sein, um die Fehler seines Handelns einzusehen.“47)

Schiller fasst in seiner bezaubernd betitelten Schrift -Ueber den Grund des Vergnügens an tragischen Gegenständen48) – das hört sich nach Reality-TV und Schadenfreude an, hat aber wirklich wenig damit zu tun – die folgenden Merkmale zusammen: „Der tragische Held gehorcht den Pflichten zuungunsten der Neigung. Seine Entscheidung für die Pflicht lässt jenen Helden leiden, woraus eine tragische Rolle resultiert. Auch stürzt das Dilemma den Helden in eine Tragik, wenn er sich für eine höhere Pflicht zuungunsten der niederen Pflicht entscheiden muss.“49)

Schicksal

Schicksal ist die „Gesamtheit des von einer höheren Macht dem einzelnen Menschen Zugedachten, über ihn Verhängten, was sich menschlicher Berechnung und menschlichem Einfluss entzieht und das Leben des einzelnen in entscheidender Weise bestimmt.“50)

Das Schicksal kann zurückschlagen, wenn der Mensch z.B. versucht das gegebene, also schicksalhafte Verhältnis, das zwischen ihm und einem anderen Menschen besteht, zu seinen Gunsten zu verändern. Ob das Schicksal „zurückschlägt“ im Sinne der „ausgleichenden Gerechtigkeit“, ist eine Frage des Standpunktes. Wie steht es mit Menschen, die nicht schicksalsgläubig sind?

Fluch

„es ist lehrreich die flüche aller zeiten und völker zu vergleichen, worauf doch hier nicht kann eingegangen werden.“51) Ganz in diesem Sinne seien hier nur wenige Schlaglichter auf das Thema geworfen.

Der Fluch ist ein „im Zorn gesprochenes, böses Wort [mit dem man jmdn. oder etwas verwünscht]“52). Der Fluch (mhd. vluoch, ahd. fluoh) ist eine Rückbildung aus dem Verb fluchen (mhd. vluochen, ahd. fluohhon). Fluchen wird heute „im Sinne von ‚Kraftausdrücke gebrauchen, schimpfen‘ verwendet. Nur in der Verbindung ‚jemandem fluchen‘ und in […] verfluchen (mhd. verfluochen) ist […] der alte magische Sinn des Verwünschens noch spürbar.“53)

Verflucht wird meist aus Zorn, mit dem Wunsch zu strafen oder sich zu rächen. Der Fluch soll Unheil bringen oder die verfluchte Person zur Einsicht oder Sühne zwingen. Das Gegenteil des Fluches ist der Segen.

Im Zusammenhang mit Flüchen und Verwünschungen sind folgende Dinge interessant: Fluchtafeln, die Geschichte von Nils Holgersson, der Buchfluch und die wissenschaftlich untersuchte, schmerzlindernde Wirkung des Fluchens (Ig-Nobelpreis Friedenspreis 2010)54).

Die rheinischen Hexen sorgen bei der Walpurgisnacht regelmäßig für Erheiterung, wenn sie sich beim Abflug vom Blocksberg einen „juuten Fluch“ wünschen, denn die mundartliche Aussprache der besten Reisewünsche erscheint wie eine Verballhornung der unter den älteren Hexen üblichen Begrüßungsformel „Guten Fluch!“, im Sinne einer geglückten Verwünschung.55)

 
 

 

Fluch der Labdakiden

Der Fluch und die Umstände, die zur Verfluchung von Laios und seinen Nachkommen führte, sind unter → Ödipus (Szene 1) näher erläutert. Da das thebanische Herrschergeschlecht nach König Labdakos, dem Vater von Laios, benannt ist, trägt auch der Fluch diesen Namen.

Debakel

Mi Debakel lässt sich eine schwere Niederlage, ein Zusammenbruch oder der unheilvolle Ausgang einer Situation beschreiben.e) Das Substantiv wurde aus frz. débâcle (= Auflösung, Zusammenbruch, Aufbrechen des Eises) ins Deutsche entlehnt.

Orakel von Delphi

Delphi oder auch Delphios war eine Stadt im antiken Griechenland, von der heute nur noch Ruinen existieren. Die Ausgrabungen von Delphi stehen auf der Weltkulturerbeliste und damit unter dem besonderen Schutz der UNESCO. Die Ruinen wiederum stehen etwa 15 Kilometer nördlich des Golfs von Korinth im Landesinneren, am Fuße des Parnass-Gebirges. Der Name Delphi wird von grch. delphoi abgeleitet, also „Wölbung“; grch. delphys hingegen ist mit „Mutterleib“ zu übersetzen. Diese etymologische Herleitung öffnet uns ein weites Assoziationsfeld, denn Delphi war bereits seit dem 12. Jahrhundert v. Chr. eine alte Kultstätte zur Verehrung der Erdgöttin Gaia, der großen Mutter in der griechischen Mythologie.

Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. setzte sich die Verehrung des Apollon durch; Delphi wurde zur wichtigsten Tempelstätte des Apollon und zur bedeutendsten Orakelstätte der Griechen in der Antike.

Orakel wird oft mit „Sprechstätte“, aus dem lateinischen oraculum, von orare (=beten, reden), übersetzt. Es bezeichnet also zum einen den Ort, meist eine religiöse Stätte oder ein Heiligtum, z. B. den Tempel des Apollon, an dem sich der Ratsuchende fragend an seine Gottheit wenden konnte.

Zum anderen ist mit Orakel eine göttliche Offenbarung, der im Heiligtum erteilte Götterspruch selbst, gemeint. Im delphischen Heiligtum saß Pythia, die Priesterin – übrigens die einzige Frau, die den Apollontempel betreten durfte – auf einem Dreifuß, und gab, von ihrer Gottheit inspiriert (einige neuere Forschungen meinen: von Ethylengasen aus einer Erdspalte benebelt), mithilfe des Orakelspruches Auskunft zu politischen und kultu-rellen Angelegenheiten oder zu moralischen Fragen rund um das Thema Schuld und Sühne.

Und um die Mehrdeutigkeit noch zu steigern, wird die gesamte Anlage des Heiligtums von Delphi gern auch mal als des Phoibos’ pythische Häuser und das Orakel wiederum mit pythischer Apoll bezeichnet. Phoibos war ein Beiname Apollons und bedeutet so viel wie „der Leuchtende“.

Und warum „pythisch“? Da hilft uns die Mythologie weiter, denn Delphi war in der Antike auch unter dem Namen Pytho bekannt, weil hier die geflügelte Schlange Python lebte, nach anderer Lesart ein Drache, der das Heiligtum der Gaia bewachte. Python hatte hellseherische Fähigkeiten, und seine Mutter war, wie sollte es anders sein, ebenjene Erdgöttin Gaia.

Weil sich Python selbst prophezeite, dass ihn dereinst Apollon töten würde, versuchte Python Leto, Apollons Mutter, zu töten, bevor diese Apollon gebären konnte. Das hat nicht geklappt und so erfüllte sich die Prophe-zeiung. Apollon stellte und tötete Python in Delphi. Durch das vergossene Blut Pythons übertrugen sich dessen hellseherische Fähigkeiten auf den ohnehin schon extrem heiligen Ort. Und Gaia verlor ihre Kultstätte, denn Delphi befand sich von da an unter dem Schutz Apollons. Dass die Priesterin an einem solchen Ort nur Pythia heißen kann, erscheint folgerichtig.

Apoll

Über Apoll bzw. Apollon (altgr. Ἀπόλλων) wurde bereits im vorangegangenen Abschnitt einiges berichtet. Hier nur eine kurze Ergänzung. Apollon gehörte wie seine erstgeborene Zwillingsschwester Artemis zu den zwölf olympischen Hauptgöttern. Sein Vater war Zeus und seine Mutter die Titanin Leto.

Ein weites Feld an Zuständigkeiten wurde ihm zugeschrieben. Er ist bekannt als Gott des Lichts, des Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung sowie der Weissagung und der Künste (Musik, Dichtkunst, Gesang); außerdem war er Gott der Heilkunst und Gott der Bogenschützen.56)

Gebot

Ein Gebot kann den Charakter eines Befehls oder einer Anordnung haben. Es lässt sich in unserem Zusammenhang als verbindliche Anweisung einer höheren Instanz, in diesem Fall des Gottes Apollon, verstehen.

Ächtung oder Tod

Die Ächtung oder auch Friedloserklärung gegenüber einer Person wurde und wird in verschiedenen Kulturen praktiziert. Es bedeutet die Ausstoßung aus der menschlichen Gemeinschaft, das Verbot dieser Person beizustehen und die Ermächtigung jedes anderen Menschen, die ausgestoßene Person ungestraft zu töten. Eigentlich ist die Ächtung der soziale Tod der geächteten Person, da sie keinen Umgang mehr mit der Gemeinschaft haben kann. Körperlich am Leben, sozial isoliert, das ist das Schicksal, welches Ödipus am Ende von Sophokles’ Tragödie bevorsteht.

Was am Anfang prophezeit war

Unter einer Prophezeiung versteht man eine Weissagung oder Voraussage zukünftiger Ereignisse meist durch eine prophetisch begabte Person wie z. B. Kassandra, die die Gabe der Vorhersehung durch den Gott Apollon erhielt, oder die voraus- und weissagenden (= prophezeienden) Sibyllen57) des Altertums, z.B. Sibylle von Erythrai oder Sibylle von Tibur.

Die Pythia, Priesterin im Tempel von Delphi, wird eher nicht als Prophetin angesehen. In der damaligen, ganz alltäglichen Praxis der Orakelbefragung weissagte sie den Ratsuchenden zwar, die Deutung ihrer in Trance gesprochenen Worte oblag aber den Oberpriestern des Apollon. Vielmehr wurde die Priesterin als Medium angesehen, durch das der Gott seinen Willen oder Rat verkündete.

Der Ausdruck Prophezeiung58) stammt vom altgriechischen propheteia (= Weissagung) her. Er setzt sich -zusammen aus den Bestandteilen pro (= heraus, vor) und φηµί [femi] (= ich spreche). Der Begriff Prophetie (Pl. Prophetien) wird manchmal synonym für „Prophezeiung“, gelegentlich auch als Oberbegriff für die Zusammenstellung von schriftlichen oder mündlichen Prophezeiungen verwendet.

Prophetie ist ein altes, in vielen Kulturen und Religionen verbreitetes, vielschichtiges Phänomen, mit dem sich nicht nur die heil- oder unheilvolle Verkündung zukünftiger Ereignisse, sondern auch Kritik z. B. an (Fehl-) Entwicklungen der Gegenwart und das Aufrufen zu einem Umdenken oder einer Umkehr im Sinne des göttlichen Willens, der verkündet wurde, verbindet.

Die Erforschung der vermutlich weniger göttlich inspirierten, als vielmehr sich selbsterfüllenden Prophezeiungen59) öffnet ein spannendes Wissensfeld, das hier jedoch den Rahmen sprengen würde.

prekär

Eine Situation kann misslich, schwierig oder heikel sein, weil (noch) nicht klar ist, durch welche Entscheidungen, Handlungen oder Maßnahmen die schwierige Lage gemeistert werden kann. Prekär wurde im 18. Jh. aus frz. précaire (= widerruflich, unsicher, heikel) ins Deutsche entlehnt.

Verbannung

Als Strafe für den Mord an König Laios lautet des Apoll Gebot: Ächtung oder Tod. Die Umsetzung des bindenden Gebotes obliegt dem König. Ödipus muss also als König und – unwissentlicher – Mörder seines Vaters über sich selbst richten und entscheidet sich für die Ächtung und damit für die Verbannung. Er muss sich also selbst aus seiner Heimatstadt Theben, seinem Lebensmittelpunkt, verweisen und darf nicht zurückkehren.

Verbannung an sich ist nie freiwillig. In Ödipus’ Fall ist der Zwang, der zur Verbannung führt, das göttliche Gebot. Gleichzeitig lässt der Vorgang auch die Betrachtungsweise zu, dass Ödipus ins Exil geht. Verbannung und Exil sind allerdings nicht synonym, obwohl mit beiden die Unfreiwilligkeit des Ortswechsels verbunden ist.

Da der Begriff Exil seit dem 18. Jahrhundert als Bezeichnung für „Verbannung“ oder „Verbannungsort“ verwendet wird, überschneiden sich die Bedeutungen bzw. die Verwendung. Exil wurde aus dem lateinischen exilium (= Verbannung) und ex(s)ul (= in der Fremde weilend, verbannt) entlehnt.60)

Teiresias

Der blinde Seher und Prophet gehört als Figur zum thebanischen Sagenkreis und damit unbedingt zum Personal eines guten antiken Werkes. So taucht er bereits in der Ilias von Homer auf und in mehreren Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides. Teiresias war der Sohn des Eueres, der mal Schafhirt, mal thebanischer Adliger gewesen sein soll, und der böotischen Nymphe Chariclo.

Seine Prophezeiungen wurden als unfehlbar angesehen. Für die Blindheit des Teiresias, der ein Priester des Zeus war, gibt es in der griechischen Mythologie verschiedene Erklärungen. Der einen Sage nach soll Hera Teiresias mit Blindheit geschlagen haben, weil es ihr nicht gepasst hat, was er zu sagen hatte. Als Ausgleich verlieh Zeus ihm die Gabe des Sehers und eine siebenfache Lebensdauer.

In einer anderen Sage sah Teiresias die Göttin Athene nackt im Bade. Sie ließ ihn auf der Stelle erblinden. Da Chariclo darüber sehr bekümmert war, schenkte Athene Teiresias die Gabe, die Sprache der Vögel zu verstehen und die Eigenschaft, auch nach seinem Tod in der Unterwelt seine Weisheit zu behalten. Außerdem bekam er von ihr einen Stab aus Kornelholz, der ihn sicher führte, ein sieben Generationen langes Leben und dazu die Gabe der Prophetie.

Seher

Eine Seher*in kann außersinnliche Wahrnehmungen haben, da sie über die Fähigkeit des Hellsehens verfügt oder zukünftige Ereignisse voraussagen kann. In der Antike waren Seher*innen hoch angesehen und wurden zu Rate gezogen. Teiresias, Kassandra und die Phytia des Orakels von Delphi sind die Bekanntesten. Siehe → Teiresias (Szene 1),Orakel von Delphi (Szene 1) und natürlich Spökenkieker61).

1)

Vgl. Duden, Bedeutungswörterbuch, Wolfgang Müller (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1985, S. 310. Sowie Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 252/253.

2)

Bücher: Bis(s) zum Morgengrauen, Stephenie Meyer, Jugendroman; Morgengrauen, Dean Koontz, Horrorroman; Bevor der Morgen graut, Viktor Arnar Ingólfsson, Kriminalroman. Filme: Polizeiruf 110: Morgengrauen, Fernsehfilm der ARD-Krimireihe; Vor Morgengrauen, Horrorfilm von Jeff Lieberman; Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen, Vampirfilm von Catherine Hardwicke.

3)

Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 252.

4)

Detaillierte Studie zum Antigone-Mythos. Zimmermann, Christiane: Der Antigone-Mythos in der antiken Literatur und Kunst, München 1993, S.295.

5)

Vgl. den Hinweis im Wikisource-Eintrag zu RE:Aion_1a : https://de.wikisource.org/wiki/RE:Aion_1a

6)

Vgl. das Kapitel Die Bearbeitung des Antigonestoffes. 1. Euripides . In: Zink, Norbert: Sophokles’ Antigone, Frankfurt a.M. 1974, S. 56/57.

7)

Hyginus (römischer Mythograph, 2. Jh. n. Chr.): Antigona . In: Marshall, Peter K. (Hg.): Fabulae, Stuttgart & Leipzig 2002. S. 72.

8)

Apollodors Bibliothek (mythologisches Handbuch, 1. Jh. n. Chr.). In: Die griechische Sagenwelt . Apollodors mythologische Bibliothek, übers. von Christoph Gottlob Moser, Leipzig 1992 (IIIBd. 3, S. 67.)

9)

Ob der Junge wirklich Maion hieß oder durch einen Übersetzungsfehler von Aion zum Maion wurde, beleuchtet dieser Wikisource-Eintrag: https://de.wikisource.org/wiki/RE:Aion_1a

10)

Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986. S. 52/53.

11)

Gustav Benjamin Schwab (* 19.6.1792, Stuttgart; † 4.11.1850 ebenda) war ein deutscher Pfarrer, Gymnasialprofessor und Schriftsteller. Er wird zur Schwäbischen Dichterschule gerechnet.

12)

Vgl. den Beginn des Kapitels Bestattung der thebanischen Helden. In: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums, Bd. 1; 6. Buch: Die Sieben gegen Theben . Online nachzulesen unter: http://gutenberg.spiegel.de/buch/sagen-des-klassischen-altertums-4962/85

13)

Als „der Roscher“ wird das mehrbändige Nachschlagewerk Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie bezeichnet. Es wurde 1884 von Wilhelm Heinrich Roscher begründet.

14)

Heinrich Wilhelm Stoll: Ismene 2.) & 3.), in: Roscher, Wilhelm Heinrich (Hg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Band 2,1, Leipzig 1894. Sp. 550. Online nachzulesen in der PDF-Version des Nachschlage werkes unter http://www.archive.org/stream/ausfhrlichesle0201rosc#page/n287

15)

Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 53.

18)

Stichwort Angstläuse. In: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm . 16 Bde. in 32 Teilbänden, Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 1, Sp. 362 - 363). Online einzusehen unter: http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=angstlaeuse

19)

Vgl. Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 524/525.

20)

Deutsche Übersetzung komplett im Projekt Gutenberg-DE: http://gutenberg.spiegel.de/buch/ciceros-drei-bucher-von-den-pflichten-1900/1 Siehe auch: De officiis : https://de.wikipedia.org/wiki/De_officiis

21)

Original franz.: „La liberté ne comprend pas essentiellement des privilèges, mais surtout des obligations.“ Das Zitat findet sich im Text Verteidigung der Freiheit. In: Camus, Albert: Fragen der Zeit, Reinbek 1992.

22)

Einen gut lesbaren Abriss über Ödipus und sein Geschlecht liefert Karl Friedrich Becker in seinen „Erzählungen der alten Welt“ . Online nachzulesen unter: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-731/53

23)

Einen großen Teil dieser Arbeit haben bereits Wilhelm Heinrich Roscher und seine Mitarbeiter im mehrbändigen Nachschlagewerk „ Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie“ geleistet. Unter dem Stichwort Polyneikes finden sich mehr als neun(!) Seiten in 18 Spalten mit Quellenangaben und Zitaten (Sp. 2661 – 2680). Vgl.: https://archive.org/stream/ausfhrlichesle0302rosc#page/n505 Für Eteokles gibt es immerhin eine Seite mit zwei Spalten (Sp. 1387-1389). Vgl. https://archive.org/stream/ausfhrlicheslexi11rosc#page/696

24)

Über die zweite Ehe von Ödipus informiert uns die Bibliothek des Apollodor und das kyklische Epos Oidipodeia des Dichters Kinaithon.

25)

Polyneikes ist mit Argaia verheiratet, der Tochter des Adrastos, mit dem er später gegen Theben ziehen wird. Die gemeinsamen Söhne heißen Thersandros, Adrastos und Timeas. Vgl. Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 345. Eteokles hatte einen Sohn mit Namen Laodamas. Vgl. Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 260.

26)

Wie Eteokles und Polyneikes umkommen, schildert Gustav Schwab im Kapitel Der Brüder Zweikampf in seinen „ Sagen des klassischen Altertums“. Nachzulesen an dieser Stelle: http://gutenberg.spiegel.de/buch/sagen-des-klassischen-altertums-4962/80

27)

Das Gutenbergprojekt bietet Aischylos Die Sieben gegen Theben in der Übersetzung von J. G. Droysen an. Siehe: http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-sieben-gegen-theben-4501/1

28)

Vgl. die Schilderung der Beleidigung des Ödipus durch seine Söhne, in: Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 143.

30)

Siehe die ersten Quellennachweise unter dem Stichwort Polyneikes in Wilhelm Heinrich Roschers „Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie“. Hier: https://archive.org/stream/ausfhrlichesle0302rosc#page/n505

31)

Zitiert nach: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 412/413.

32)

Das Wort Leichnam ist seit dem 8. Jh. belegt. Vgl. Kluge, Friedrich, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24., durchgesehene und erweiterte Auflage, Berlin/New York 2001, Stichwort Leichnam, Seite 567.

33)

Zitiert nach: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 413.

a)

Zitiert nach: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 77.

b)

Zitiert nach der Begriffserklärung zu Bestattung unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Bestattung

35)

Als Lektüre bietet sich Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft [Originaltitel: Folie et déraison] an. Das Buch erschien 1961 und wurde vom französischen Philosophen und Soziologen Michel Foucault (* 15.10.1926, Poitiers; † 25.6.1984, Paris) geschrieben. Er betrachtet in seiner Schrift den Wahnsinn als Konzept, das sich im Laufe der Geschichte veränderte.

37)

Zitiert nach: Stoll, Heinrich Wilhelm: Kreon 2.) In: Roscher, Wilhelm Heinrich (Hg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1890, Sp. 1415. Digitale Ausgabe: https://archive.org/stream/ausfhrlicheslexi21rosc#page/704

38)

Eine ausführliche Zusammenfassung findet sich in: Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 250.

39)

Vgl. die Einträge zu Meute, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 456.

40)

Vgl. die Einträge zu meutern, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 456.

41)

Vgl. Meutmacher, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 12, Sp. 2166 - 2167). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=meutmacher

d)

42)

Siehe fromm, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 207.

43)

Menke, Christoph: Die Gegenwart der Tragödie. Versuch über Urteil und Spiel, Frankfurt/Main 2005, S. 53.

44)

Zum Stichwort Tragischer Held findet sich dieser klare Satz als Abschluss der begrifflichen Erläuterung. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Tragischer_Held

45)

Stichwort Heldin, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm . 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 10, Sp. 948 - 949). Online einzusehen unter: http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=heldin

46)

Vgl. Duden, Bedeutungswörterbuch, Wolfgang Müller (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1985, S. 642.

47)

Dies ist ein komplettes Zitat aus dem Wikipedia-Eintrag zu: https://de.wikipedia.org/wiki/Tragischer_Held. Basis dieser Erläuterungen sind wiederum die Ausführungen von Brigitte Kappl aus ihrer Veröffentlichung: Die Poetik des Aristoteles in der Dichtungstheorie des Cinquecento, Berlin 2006. S. 227/229.

48)

Die komplette Schrift kann auf diesen Online-Plattformen nachgelesen werden: http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3354/1 oder hier: http://www.zeno.org/nid/20005609771 Entnommen wurde sie: Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 5, München 1962, S. 358-373. Entstanden 1790/91, Erstdruck in: Neue Thalia (Leipzig), 1. Jg. 1792, Heft 1.

49)

Auch dies ist ein komplettes Zitat aus dem Wikipedia-Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Tragischer_Held. Basis dieser Erläuterungen sind die Ausführungen von Paul Barone aus seiner Veröffentlichung: Schiller und die Tradition des Erhabenen, Berlin 2004, S. 169–170.

50)

Siehe Schicksal, in: Duden, Bedeutungswörterbuch, Wolfgang Müller (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1985, S. 550.

51)

Siehe Fluch, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm . 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 3, Sp. 1827-1830). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=fluch

52)

Zitiert nach Stichwort Fluch, in: Duden, Bedeutungswörterbuch, Wolfgang Müller (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1985, S. 261.

53)

Zitiert nach Stichwort fluchen, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 196.

54)

55)

Zitiert nach: Mahoney, Blessless: Wo die bösen Tanten wohnen . Unveröffentlichtes Manuskript, Hamburg.

e)

Siehe Debakel, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 117.

56)

Appollon, in: Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 57-60. Und online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Apollon

58)

Beyer, Jürgen: Prophezeiungen. In: Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung, Bd. 10, Berlin u. New York 2000-02, Sp. 1419-1432. Eine Kulturgeschichte der Prophezeiungen, nicht nur im Märchen.

 

Stichworte des Glossars:

The King has left the building!

Die Sprecherin verkündet in dieser Szene die Tatsache, dass Ödipus, der nunmehr ehemalige König, die Stadt Theben verlassen hat. Sie nutzt dazu die Abwandlung einer besonders im anglo-amerikanischen Raum bekannten Redensart, die auf einen anderen König anspielt, nämlich auf den „King of Rock ’n’ Roll“, sprich Elvis Aaron Presley (* 8. 1.1935 in Tupelo, Mississippi; † 16. 8.1977 in Memphis, Tennessee). Der US-amerikanische Sänger, Musiker und Schauspieler wurde mit zunehmender Berühmtheit oft nur noch als Elvis bzw. einfach als „King“ bezeichnet.

Der Satz „Elvis has left the building!“ wurde ab den 1960er Jahren in der US-amerikanischen Kultur zum geflügelten Wort. Er bedeutet, dass der Abend, das Konzert oder die Show zu Ende ist, da die Hauptperson den Raum verlassen hat.62)

Erstmals verwendet wurde der Satz am 15.12.1956, als der Promoter Horace Logan im Shreveport Municipal Memorial Auditorium in Shreveport, Louisiana versuchte, das jugendliche Publikum nach Elvis’ Auftritt
zu beruhigen:

„All right, all right, Elvis has left the building. I’ve told you absolutely straight up to this point. You know that. He has left the building. He left the stage and went out the back with the policemen and he is now gone from the building.“ 63)

In den 1970er Jahren verwendete Al Dvorin, der Stammansager von Elvis, den Satz in den Konzerten. Seine Version kann auf einigen Live-Aufnahmen gehört werden und lautet:

„Ladies and gentlemen, Elvis has left the building. Thank you and good night.“ 64)

Elvis’ Berühmtheit, die Tatsache, dass er unmissverständlich und eindeutig tot ist, sowie der Gebrauch des Satzes ließen auch die Verwendung des Verbs „to Elvis“, im Sinne „einen plötzlichen und unerwarteten Abgang machen“, aufkommen.

akut

Dieses Adjektiv ist ein altes medizinisches Fachwort (von lat. acutus = geschärft, scharf, spitz), das schon die altrömischen Ärzte benutzten, um eine unvermittelt auftretende Krankheit mit kurzem, heftigen Verlauf zu beschreiben. Wenn etwas akut ist, ist es meistens dringend.f)

Machtvakuum

Lassen wir die komplizierteren Betrachtungen zum Vakuum z. B. in der Quantenfeldtheorie außer Acht, so
ist die einfachste Definition von Vakuum die Abwesenheit von Materie in einem definierten Raum.

Sehen wir König Ödipus als das, was er auch ist, nämlich Materie, als besondere Materie, die die Befugnis und die Fähigkeit innehatte, über sein Volk zu bestimmen und Macht auszuüben. Diese besondere Materie verliert nun ihre Befugnisse und muss den eigenen Machtbereich verlassen.

Das entstehende Machtvakuum in Theben wird von Kreon klar erkannt und um zu verhindern, dass die Situation um die unausgefüllte Machtposition zu Machtkämpfen um die Neubesetzung führt, findet er eine Einigung mit den Thronfolgern Polyneikes und Eteokles, den beiden Söhnen des Ödipus.

 
 

 

Statthalter

Das Wort Statthalter ist eine Lehnübersetzung aus dem lateinischen locum tenens „Stellvertreter“ zu locus „Ort, Platz, Stätte“ und tenere „halten“.65) Kreon übernimmt stellvertretend die Verwaltung Thebens, „an Stelle“ des noch nicht neu bestimmten Thronfolgers.

Disput

Ein Disput ist ein Wortwechsel oder Streitgespräch. Das dt. disputieren „Streitgespräche führen, seine Meinung vertreten“ geht auf das lat. disputare „nach allen Seiten erwägen“ (wörtlich: „auseinander schneiden“) zurück.66) Polyneikes und Eteokles werden auf dem Schlachtfeld ihren Disput quasi auf die wörtliche Bedeutung von disputare zurückführen.

souverän

Im Allgemeinen wird souverän im Sinne von „jeder Situation gewachsen“, „überlegen“, „selbständig“ und „selbstbewusst“ verwendet. Die Übereinkunft zwischen Polyneikes und Eteokles kann auch im eigentlichen Sinne als souverän bezeichnet werden, denn sie betrifft die staatlichen Hoheitsrechte, die beide uneingeschränkt ausüben.g)

62)

Zum Beispiel titelte die Atlanta Jewish Times am 31.1.2018 „A King has left the building!“, um über den Bühnenrückzug von Neil Diamond nach mehr als 50 Jahren zu berichten. Vgl. http://atlantajewishtimes.timesofisrael.com/a-king-has-left-the-building/

63)

Zitiert nach dem englischen Wikpedia-Eintrag: https://en.wikipedia.org/wiki/Elvis_has_left_the_building

f)

Die ausführliche Erklärung für akut, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 27.

65)

Zitiert nach Statthalter, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Statthalter. Siehe auch Statthalter, bereitgestellt durch das „ Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache“, https://www.dwds.de/wb/Statthalter, abgerufen am 17.06.2018.

66)

Siehe Disput, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 130.

g)

Siehe souverän, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 683.

 

Stichworte des Glossars:

Athen

Athen ist heute die Hauptstadt Griechenlands und war in antiker wie mythischer Zeit einer der bedeutenden griechischen Stadtstaaten, quasi die Polis (altgrch. für „Stadt“, „Staat“) überhaupt. Die Stadt ist seit etwa 5000 Jahren kontinuierlich besiedelt und damit eine der ältesten Siedlungen und Städte Europas.

Zu einer antiken griechischen Stadt gehörte grundsätzlich immer eine Akropolis, d.h. eine auf dem höchsten Punkt der Stadt gelegene Festung oder Wehranlage, die sich meist zum Heiligtum und wichtigstem Kultplatz entwickelte.

Die Akropolis von Athen befindet sich mitten im Herzen der Stadt auf einem 156 Meter hohen Felsen und beherbergt nicht weniger als 21 bedeutende Bauwerke, darunter das Erechtheion, den Niketempel, den Parthenontempel, das Dionysostheater und den Altar der Athena, der Namens- und Schutzpatronin der Stadt. Die Akropolis von Athen wurde 1987 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.

vom Fluch Unterjochter

Das Joch ist Bestandteil des Geschirrs, in das Zugtiere eingespannt werden, um z. B. einen Wagen oder den Pflug zu ziehen. Die Anschirrung eines Zugtieres mit Hörnern erfolgte mit dem Stirnjoch und ist ab 3500 v. Chr. nachweisbar. Durch eine solche Anbringung des Jochs kann das Tier seinen Kopf kaum bewegen. Diese Beschwerlichkeit, große Lasten bewegen zu müssen und eingeschränkt, unterdrückt, also unterjocht zu sein, ist sprichwörtlich geworden. Sich von einem Joch zu befreien, kann also bedeuten, sich einer Last oder eines Zwangs zu entledigen.

nicht ohne deine Tochter!

Antigone, die ihren Vater Ödipus in die Verbannung begleiten will, bekräftigt mit diesem Ausruf ihr Vorhaben. Gleichzeitig spielt sie damit auf das Buch der US-Amerikanerin Betty Mahmoody und den darauf basierenden Film Nicht ohne meine Tochter an. Während Antigones Entscheidung schließlich akzeptiert wird, wurden Buch und Film durchaus kontrovers aufgenommen.h)

Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bund die Dritte!

Als Tochter aus gebildetem Hause kennt Antigone natürlich ihren Schiller! Hier zitiert sie die beiden letzten Zeilen aus Die Bürgschaft, der bekanntesten Ballade von Johann Christoph Friedrich von Schiller.i)

Haimon

Unter all den vielen Haimons in der griechischen Mythologie geht es hier um den jüngsten Sohn von Kreon und Eurydike. In der Oidipodeia, einem Epos, dem Kinaithon von Lakedaimon zugeschrieben, wird Haimon als lieblicher und schöner Knabe beschrieben, der von der Sphinx erwürgt und verschlungen wird.

In Sophokles’ Drama ist er mit Antigone verlobt und bringt sich aus Gram um ihren Tod selbst um. Nach Euripides Tragödie schreitet der Gott Dionysos nach der Urteilsverkündung persönlich ein und gebietet Kreon, Antigone am Leben zu lassen und die Heirat mit Haimon zu gestatten. Die Geschichte von Antigone und Haimon nach Hyginus ist bereits unter → Antigone (Szene 1) beschrieben worden.67)

famos

Das Adjektiv famos (= „prächtig, großartig“) „ist ein Studentenwort des 19. Jh.s, das schon früher in der Gerichtssprache im Sinne von ‚berüchtigt‘ bezeugt ist […] entlehnt ist das Wort aus lat. famosus‚ viel besprochen (im guten oder im bösen). j),k)

 
 

 

Sophokles

Es ist eine schöne Wendung, dass die literarische Figur Antigone den Schöpfer ihrer dramatisierten Lebensgeschichte hier herbeizitiert und ihn gleichsam in ihre eigene Wirklichkeit als historische Persönlichkeit einbettet. Mehr zum mittleren der drei großen griechischen Tragödiendichter im Autorenverzeichnis des Buches Antigone.

Makel

Während in der Lepidopterologie (Schmetterlingskunde) eine Makel auf einem Schmetterlingsflügel zur Bestimmung der Art sehr hilfreich sein kann, ist ein Makel oder das synonym verwendete Schandfleck ein „Fehler, ein Mangel, eine Unreinheit oder Unvollkommenheit, die einen Gegenstand oder eine Person beeinträchtigen“68). Beide Makel gehen auf das lat. macula „Fleck“ zurück, das zugehörige Verb ist mäkeln.

rotes Tuch

Das sprichwörtlich gewordene rote Tuch geht höchstwahrscheinlich auf den Stierkampf zurück. Das muleta genannte Tuch wird mit schnellen Bewegungen vor den Augen des Stieres geschwenkt, um ihn zu reizen. Im übertragenen Sinne ist ein rotes Tuch also eine Quelle für Verärgerung; etwas, das reizt oder Aggression auslöst. Als Anregung:

Was du als rotes Tuch empfindest,
nimm als roten Teppich.69)

h)

Zum Beispiel: Ich hasse Betty Mahmoody. Sabine Reichel über einen verlogenen Weltbestseller. Nachzulesen in: EDITO. Schweizer Fachmagazin für Medien und Journalismus, auf: https://www.edito.ch/klartext/tag/463/page/5/  Eine lesenswerte Erwiderung von Margit Bachl auf diese Kritik, hier: https://www.edito.ch/klartext/tag/445/

i)

Die Bürgschaft findet sich online im Projekt Gutenberg: http://gutenberg.spiegel.de/buch/gedichte-9097/149

67)

Mehr Informationen unter: Stoll, Heinrich Wilhelm: Haimon 7) . In: Roscher, Wilhelm Heinrich (Hg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 1816. Digitalausgabe: http://www.archive.org/stream/ausfhrlicheslexi12rosc#page/192 und hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Haimon_(Theben)

j)

Siehe auch fama (=Gerede), diffamieren und infam.

k)

Siehe famos, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 175.

68)

Vgl. die Definition unter: https://de.wiktionary.org/wiki/Makel

69)

Zitiert nach: Erwin Benz (*1940), Schweizer Kapuziner, dipl. Heilpädagoge, siehe: https://www.aphorismen.de/zitat/129700

 

Stichworte des Glossars:

pythischer Apoll

Siehe → Orakel von Delphi (Szene 1).

Gnade

Die Götter gewähren Ödipus Gnade. Sie wenden sich ihm freiwillig und wohlwollend zu und gewähren ihm Zugang zum Hades. Im theologischen Sinne geht es also um eine Erlösung. Erlösung vom Fluch, von der Ächtung und vom Leiden im Leben. Ödipus muss nicht auf einen Tod durch Alter oder Siechtum warten. Er kann vorbereitet und aufrecht in den Hades gehen.

Der Gnadenbegriff im weltlichen und rechtlichen Sinne, sprich „Gewährung von Schonung, Milde, Mitleid gegenüber einem Besiegten, einem Verurteilten, einem Untergebenen“70) zeigt sich zum Beispiel im Akt der Begnadigung. Rechtskräftige Urteile und Strafen können per Gnadenbefugnis durch eine hohe staatliche Autorität (Monarch, Bundespräsident) aufgehoben oder verkürzt werden.

Hades

Der Name Hades bezieht sich genau genommen auf den Totengott und Beherrscher der Unterwelt und nicht
auf die Unterwelt selbst. Als Ort war der Hades nach der ursprünglichen Vorstellung der Griechen allen Sterblichen bestimmt, die nach ihrem Tod, egal ob gut oder böse und gleich von welchem Stand, dort als Schatten hausten. Der Hades blieb nur wenigen Auserwählten, wie z.B. Herakles, erspart.

Hain der Eumeniden

Der Begriff Hain „betont mehr die anmutige seite des waldes, bezeichnet den kleinen, gehegten und gut gepflegten lustwald [...] mehr den park, als den eigentlichen wald“. Im Speziellen ist „der gehegte und gefridete wald, in dem eine gottheit verehrt wird“ gemeint.71)

Die Bezeichnung Eumeniden, die sowohl Sophokles als auch Aischylos72) verwenden, bedeutet so viel wie „die Wohlwollenden“ und wird auch im Sinne von „wohlwollenden Göttinnen der Gnade“ verwendet. Diese spätere Bezeichnung der Erinnyen, also der Rachegöttinnen bzw. der Schutzgöttinnen der sittlichen Ordnung, kann als beschönigend bezeichnet werden, denn viele der Eigenschaften, die diesen Göttinnen zugeschrieben werden, haben wenig mit Wohlwollen oder Gnade zu tun.

Wie die Figuren im thebanischen Sagenkreis, unterlagen auch die Eumeniden im Laufe der Jahrhunderte der steten Neudeutung. So änderten sich ihr Aussehen, ihre Namen, ihre Anzahl, die verwandtschaftlichen Beziehungen
und ihre Bedeutung und Funktion in unterschiedlichen Kontexten.

Wenn Ödipus mit Donnergrollen, also einem Wetterphänomen, in den Hades gerufen wird, dann spielt dies auf die mythologischen Wurzeln in der Naturbedeutung der Erinnyen an. Es ist das Bild „der ungestüm daherfahrenden dunklen Wetterwolke, welches der Gestalt der Erinys zugrunde liegt.“ Homer spricht zum Beispiel von „die im Nebel, die im dunklen Gewölk schreitende“.73)

In diesem Heiligtum, in dem es auch Altäre für Opferriten gab, befindet sich nun auch einer der Eingänge
in die Unterwelt, durch den schließlich Ödipus in den Hades gelangt.

 
 

 

Kolonos

Der Hügel Kolonos war zu Zeiten von Sophokles eine kleine, zu Athen gehörige Dorfgemeinde, drei Kilometer nördlich von der Polis. Heute ist der ursprünglich Pferdehügel (Hippeios Kolonos = Ίππειος Κολωνός) genannte Ort ein Stadtteil von Athen. Benannt war der Hügel nach dem nicht erhaltenen bzw. 265 v. Chr. zerstörten Tempel des Poseidon Hippeios, Gott des Meeres und Schutzgott der Pferde. Der Heilige Hain der Erinnyen befand sich ebenfalls auf Kolonos.74)

Sophokles, der hier 497/496 v. Chr. geboren wurde, setzte seinem Heimatort ein literarisches Denkmal, denn Kolonos ist der Schauplatz seiner Tragödie Ödipus auf Kolonos. Hier lässt er den ehemaligen König von Theben im Exil sterben und von seinen Lieben betrauern.

das Zeitliche segnen

Diese Redewendung „geht auf den alten Brauch zurück, nachdem ein Sterbender auf seinem Totenbett die ‚zeitlichen‘ (d.h. irdischen) Dinge, die er auf dieser Erde zurückließ, segnete“l). Dieser gehobene Ausdruck meint eigentlich sterben oder das Entzwei gehen von etwas.

70)

Zitiert nach Gnade, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 247.

71)

Zitiert nach Hain 2) 3) 5), in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm . 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 10, Sp. 172 – 175). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=hain

72)

In der Orestie des Aischylos spielen die Erinnyen eine wichtige Rolle. Vgl. die dritte Tragödie der Orestie: Die Eumeniden . Online nachzulesen unter: http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-eumeniden-4502/1

73)

Mehr Informationen unter: Erinys, in: Roscher, Wilhelm Heinrich (Hg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1, Leipzig 1890, Sp. 1310-1336, speziell das Kapitel Naturbedeutung der Erinys. Nachzulesen in der Digitalausgabe: https://archive.org/stream/ausfhrlicheslexi11rosc#page/656

74)

l)

Zitiert nach zeitlich, in: Duden, Bd. 11, Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1992, S. 831.

 

Stichworte des Glossars:

Zwist

Zwist lässt sich mit Streit oder Zerwürfnis übersetzen. Der Begriff gehört zum Zahlwort zwei und bedeutet so eigentlich „‚Zweiteilung, Entzweiung; Trennung‘“. Verwandt ist zum Beispiel das altisländische Wort tvistra „trennen“m)

Es kann nur einen geben!

Hier zitiert Eteokles offensichtlich seinen Lieblingshelden, den unsterblichen Highlander Connor MacLeod. Im Original lautet das Zitat „There can be only one!“ 75) und MacLeod entgegnet es seinem ebenfalls unsterblichen Widersacher Kurgan.

Rache

„Die Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird.“76)

Dieses alte klingonische Sprichwort erwähnt Khan Noonien Singh gegenüber seinem Widersacher Admiral James T. Kirk bei einer Konfrontation in der Nähe von Ceti Alpha V (Sektor 25712).77) Khan: „Ach Kirk, mein alter Freund ... Kennst du das klingonische Sprichwort, das sagt: Die Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird?! Es ist sehr kalt im Weltraum!“78)

Auch in der menschlichen Kultur hat dieses Sprichwort seine Spuren hinterlassen und ist in zahlreichen Werken der Literatur und Filmkunst zu finden. Im Intro79) zu Quentin Tarantinos Film Kill Bill Volume I (USA, 2003) ist es zu lesen. Im britischen Film Kind Hearts and Coronets80) verwendet Louis Mazzini D’Ascoyne, der 10. Herzog von Chalfont, die Worte: „As in an old Italian proverb: revenge is the dish which people of taste prefer to eat cold.“ 81)

Damit begründet der Film auch den Irrglauben, das Sprichwort käme aus dem Italienischen. Populär wurde das Sprichwort schließlich durch Mario Puzos Roman The Godfather von 1949 (dt. Titel Der Pate). Hier heißt es: „Revenge is a dish that tastes best when served cold.“ 82) Schließlich findet sich eine der frühesten Referenzen im französischen Roman Mathilde: mémoires d’une jeune femme (1841)83) von Eugène Sue. Dort spricht Monsieur Lugarto die Worte: „Et puis la vengeance se mange très-bien froide, comme on dit vulgairement.“84) Diese frühe Erwähnung in einem menschlichen Werk der Literatur lässt natürlich die Frage aufkommen, ob der Erstkontakt zwischen Menschen und Klingonen, und damit der kulturelle Austausch, tatsächlich im Jahre 2151 in Broken Bow (Oklahoma) stattfand oder nicht vielmehr schon im Frankreich der 1830er/1840er Jahre. Weitere Informationen zu Rache finden sich online.85)

in Gewahrsam nehmen

Jemanden in Gewahrsam nehmen bedeutet ihn zu inhaftieren. Das Gewahrsam wurde früher in der Bedeutung von Gefängnis benutzt und ist damit auch nicht weit von der ursprünglichen Bedeutung „Schutz, Obhut; Haft“n) entfernt.

Hochverrat

Hochverrat galt/gilt als Verbrechen, das darauf abzielt, einen gewaltsamen Umsturz (im Inneren) eines Staates herbeizuführen.o)

Gier

Gier ist ein Wort, das auf das deutsche Sprachgebiet begrenzt ist. Es leitet sich ab von mhd. gir und ahd. giri „begehrend, verlangend“.86) Gier steckt in Begierde und auch in Neugier, also dem Streben nach Neuem und Unbekanntem sowie in Habgier, auch Raffsucht, dem übersteigerten Streben nach materiellem Besitz. In der buddhistischen Ethik ist Gier neben Hass und Verblendung eines der drei Geistesgifte bzw. eine der
drei Geistesverschmutzungen.87)

 
 

 

m)

Siehe Twist, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989. S. 838.

75)

Siehe den Spielfilm: Highlander – Es kann nur einen geben . USA/GB 1986, Regie: Russell Mulcahy.

76)

tlhIngan Hol: bortaS bIr jablu’DI’ reH QaQqu’ nay’ (Literal translation: When cold revenge is served, the dish is always very good). Vgl.: https://en.wikiquote.org/wiki/Klingon_proverbs

77)

Siehe den Film: Star Trek II. The Wrath of Khan (Star Trek II. Der Zorn des Khan). USA 1982, Regie: Nicholas Meyer.

78)

„Ah, Kirk, my old friend, do you know the Klingon proverb that tells us revenge is a dish that is best served cold? [pause] It is very cold in space!“ Zitiert nach: https://www.imdb.com/title/tt0084726/quotes

79)

Im Intro des Films wird das Sprichwort eingeblendet „Revenge is a dish best served cold.“ – Old Klingon Proverb – Vgl. den Videoclip bei 0:37: https://www.youtube.com/watch?v=Qx9Kyn8iLhM (Der im Buch abgedruckte Link wurde mittlerweile deaktiviert.)

80)

Film: Kind Hearts and Coronets (Dt. Titel: Adel verpflichtet). GB 1949, Regie: Robert Hamer.

83)

Mehr Informationen: https://fr.wikipedia.org/wiki/Mathilde,_Mémoires_d‘une_jeune_femme (Der Artikel wurde in der französischen Wikipédia leider mittlerweile gelöscht.)

84)

n)

Siehe Gewahrsam, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 239.

o)

Juristische Definition für Deutschland siehe: https://www.juraforum.de/lexikon/hochverrat und über historische Aspekte unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Hochverrat

86)

Siehe Gier, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 242.

 

Stichworte des Glossars:

Das sind nicht die Thebaner, die ihr sucht!

In dieser heiklen Situation zeigt sich die ganze Macht des Teiresias. Kraft seiner Worte überzeugt er den athenischen Patrouillenführer, die Reisegruppe zur Audienz bei König Theseus zu geleiten. Hier kommt der langlebige Seher fast der Überzeugungskraft von „Old Ben“88) gleich, der in einer ähnlichen Situation seine Mitreisenden in Mos Eisley mit den Worten „These aren’t the droids you’re looking for“89) vor der Verhaftung rettet.90)

Audienz

Enrico Brissa stellt fest, dass strenggenommen eine Audienz nur „das Recht, erscheinen zu dürfen, nicht notwendigerweise das Recht auf eine Unterredung“p) beinhaltet. Der „feierliche Empfang bei hohen politischen oder kirchlichen Würdenträgern“ leitet sich ab von lat. audientia „Gehör, Aufmerksamkeit“ und lat. audire „hören“.q)

Theseus

Die Geschichte des Theseus, König von Athen, wird in der vorliegenden Textfassung bereits ausführlich geschildert, daher nur einige wenige Anmerkungen. Dass die Griechen glaubten, er sei ein Sohn von Poseidon und der Aithra, liegt daran, dass der Vater von Aithra, Pittheus, der König von Troizen, dieses Gerücht streute, denn seine mit Theseus schwangere Tochter und der leibliche Vater Aigeus, König von Athen, waren nicht verheiratet. Auch hier gab es wieder einen Orakelspruch im Vorfeld, den der bis dahin kinderlose Aigeus vom Orakel in Delphi auf die Frage „Warum habe ich keine Kinder?“ empfing und der ihm bedeutete, „er solle seinen Weinschlauch erst öffnen, wenn er wieder in Athen sei“.91)

Hallo, Schlauch zulassen während der Heimreise, nicht besoffen rummachen, was ist daran missverständlich? Egal, jedenfalls gab es dann später Ärger mit der Gattin Medea und ihrem Sohn, dem eigentlich rechtmäßigen Erben von Aigeus. Denn Aigeus erkannte Theseus, der später dann als junger Mann in Athen auftauchte, als Sohn an. Eine ausführliche Schilderung des Lebens von Theseus, der einer der größten Heroen Athens war, findet sich natürlich in Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums Band I, Buch 5.92)

Euer Ruf eilt euch voraus

Theseus ist im Bilde über Ödipus, noch bevor er diesem leibhaftig begegnet ist. Das, was einer Person vorauseilt, können zum Beispiel Gerüchte sein oder die Erzählungen von begangenen Ruhmestaten. Die daraus gewonnenen Ein- und Ansichten prägen das eigene Bild von der Person, obwohl sie einem noch nicht persönlich bekannt ist.

imposant

Imposant ist etwas, das nicht von Pappe, oder jemand, der nicht von schlechten Eltern ist. Ein Mensch zum Beispiel oder ein Bauwerk imponiert uns, kann Bewunderung und Respekt auslösen. Etwas oder jemand, den wir bemerkenswert, ehrfurchtgebietend, immens, mächtig, riesig, spektakulär oder sensationell finden.

exorbitant

Ebenso wie imposant wurde exorbitant im 18. Jh. aus dem Französischen entlehnt. Es bedeutet so viel wie „gewaltig, außerhalb der Maßstäbe, außergewöhnlich, enorm“r), auch „übertrieben“, und geht auf lat. exorbitare, „von der Bahn, vom rechten Weg abweichen“, und auf lat. orbis, „Rundung“, „Gleis“, zurück.

Zentauren

Der Zentaur, auch Kentaur, tritt meist in einer Herde auf und gehört zur festen Besetzung fast jedes Fantasy-Abenteuers.93) Er wird als wildes, brutales, ungehobeltes und lüsternes Fabelwesen mit menschlichem Oberkörper und einem Pferdeleib beschrieben. Da die Zentauren gern feiern und trinken, kommt es auf Hochzeiten und Siegesfeiern immer wieder zu Konflikten mit diversen Göttern, Göttinnen, Königen und griechischen Helden.

Wie die Bezeichnung Zentauren herzuleiten ist und warum im Namen der „Pferdemenschen“ der tauros (grch. Stier) steckt, fasst der Wikipedia-Artikel unter Mythos94) gut zusammen. Der einzige Kentaur, der nicht vom Lapithenkönig Ixion (und Nephele und Kentauros und den Stuten des Magnesias …) abstammt, ist der berühmte Chairon. Er ist der Sohn des Kronos und der Philyra und somit Halbbruder des Zeus. Er gilt als weise und gütig und war als Unsterblicher der Lehrer zahlreicher griechischer Heroen, mindestens 2495), darunter Jason, Achilleus, Theseus und Odysseus.

Herakles

Herakles (sinngemäß „der sich an Hera Ruhm erwarb“) ist ein übermenschlich starker griechischer Heroe, zudem Halbgott, da Sohn von Zeus. Bekannt sind vor allem die Heldentaten, die Zwölf Arbeiten des Herakles („Dodekathlos“), die ihm im Dienste des Eurystheus’ auferlegt waren.

Da Herakles unter dem Einfluss der rachsüchtigen Göttin Hera seine Frau Megara, Tochter von Kreon, und seine drei Kinder erschlug, riet dem bekümmerten Helden das Orakel von Delphi: „Entsühnung für deine schreckliche Mordtat erlangst du nur, wenn du dich zwölf Jahre in den Dienst des Eurystheus stellst und die von ihm geforderten Taten erfüllst.“96)

„In jenem Orakel soll er das erste Mal Herakles genannt worden sein, als der Held, welcher durch die Verfolgungen der Hera Ruhm erlange, während er bisher nach Amphitryons Vater Alkaios Alkeides oder Alcides geheißen hatte.“97)

Am Ende seines Lebens wird Herakles der Hades erspart und er wird in den Olymp aufgenommen. Der Philologe Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff bringt den Lebensweg des Heroen auf den Punkt: „Mensch gewesen, Gott geworden, Mühen erduldet, Himmel erworben.“98)

Amazonen

Lang genug hat es ja gedauert, bis Diana, die berühmteste Amazone, Tochter von Hippolita, der Amazonenkönigin, als Wonder Woman99) endlich 2017 auf der großen Kinoleinwand auftauchte. Immerhin werden die Amazonen bereits im 8. oder 7. Jahrhundert v. Chr. im 3. Gesang der Ilias, einem der frühesten schriftlich festgehaltenen Texte Europas, erwähnt.

Der deutsche Dichter Johann Heinrich Voß (* 20.02.1751 Sommerstorf; † 29.03.1826 Heidelberg) übersetzte in der Zeile 189 das griechische Original wie folgt: „Jenes Tags, da die Hord’ amazonischer Männinnen einbrach“.100) Ob es matriarchalisch organisierte Stämme, Völker oder Staaten gegeben hat, die den in den Überlieferungen und Abbildungen101) geschilderten Amazonen entsprachen oder ob die Amazonen nur ein Mythos sind, ist umstritten.102)

Checker

Theseus ist der perfekte Checker. Als Held und König ist er Kontrolleur und Prüfer in einem. Er ist jemand, der etwas checkt, sprich, etwas schnell kapierts) und schließlich seine Gegner durch hartes, jedoch erlaubtes Rempeln krass bodycheckt. „Schaltest du immer zuerst den Verstand ein, checkst du, was gut für dich ist.“t)

Minotaurus

Der Minotauros (grch.) wird als Wesen mit menschlichem Körper und Stierkopf beschrieben. Er lebte auf Kreta in einem Gefängnis, das vom Architekten Daidalos als Labyrinth entworfen war, und fraß angeblich Menschenfleisch. Der Minotaurus ist übrigens der Halbbruder von Ariadne, denn beider Mutter ist Königin Pasiphaë, die Gattin von König Minos. Dieser wiederum ist sein Stiefvater.

Ariadne hat sich dafür eingesetzt, dass der Minotauros nicht, wie von König Minos gewünscht, getötet wird, sondern am Leben bleiben darf.

Ungeheuer

Das Adjektiv ungeheuer (mhd. ungehiure, ahd. un[gi]hiuri), also „unheimlich, grauenhaft, schrecklich“, und das Substantiv Ungeheuer (= Unhold, gespenstisches Wesen; Scheusal; Drache; Heide) leiten sich als verneinte Form ab von geheuer „vertraut, heimelig“. Geheuer gehört zur Wortfamilie mhd. gehiure, „lieblich, freundlich, hold, nichts Unheimliches an sich habend“, und ahd. hiuri, „freundlich, lieblich“. Eigentlich bedeutet es „zum Hauswesen, zur Hausgemeinschaft gehörig“.u)

Von der Wortbedeutung her ist der Minotauros also schon ein grauenhafter Unhold, aber trotzdem eigentlich auch ein zur Hausgemeinschaft der Familie Minos Gehöriger.

König Minos

Klein Minos, immerhin Sohn von Zeus, will König von Kreta werden und bittet seinen Onkel, den Gott Poseidon, bei diesem Vorhaben um Hilfe. Minos verspricht, was immer am Strand angespült wird, wird dem Onkel geopfert. Poseidon verhilft dem Enkel zum Königsthron, hat aber natürlich wenig Bock auf Muscheln und Algen auf seinem Opferaltar und schickt einen prächtigen Stier.

Minos opfert den Stier nicht, sondern behält ihn; daraufhin ist Poseidon sauer und erweckt in Minos’ Frau Pasiphaë das Verlangen, sich mit dem prächtigen Stier zu vereinen. Das passiert und geboren wird: der Minotauros.

Da König Minos103) auf Bitten von Ariadne den Minotauros am Leben lässt, sonst aber keine Verwendung für ihn hat, benutzt er ihn schließlich als Bestandteil einer Bestrafung. König Minos besiegte die Athener bei einem Rachefeldzug und erlegte ihnen einen Tribut auf: Jährlich, alle drei oder alle neun Jahre (da gibt es unterschiedliche Angaben) mussten die Athener sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen nach Kreta senden. Auf Kreta wurden sie in das Labyrinth des Minotauros geschickt und diesem so geopfert. Das passte später dem athenischen Helden Theseus nicht und er beendete die Tributzahlung durch Tötung des Minotauros.104)

Labyrinth

Woher das Wort Labyrinth stammt, wird diskutiert, die Herkunft ist ungeklärt.105) Als das bekannteste Labyrinth, wenn auch mythisch, gilt das des Minotauros auf Kreta. Als historische Vorlage wird die Palastanlage von Knossos, ebenfalls auf Kreta, angesehen, da sie mit ihrer mehrstöckigen Aufteilung eine labyrinthische Architektur aufweist. Das wichtigste Merkmal eines Labyrinthes ist die Unüberschaubarkeit. Durch die Richtungsänderungen der Wege wird das Hindurchschreiten oder Vorankommen zu einem Rätsel.

Kretin

Der Duden hält fest, dass die Bezeichnung Kretin verwendet werden kann, um jemanden zu bezeichnen, dessen Handeln oder Benehmen für unvorstellbar dumm gehalten wird. Abgeleitet ist das Wort aus frz. crétin, das in der Mundart des Wallis für altfrz. crestien eigentlich „(armer) Christenmensch“ bedeutet.v) Das trifft jetzt auf König Minos weniger zu.

Ariadne

Prinzessin Ariadne, „die Wohlgefallende“, „die Hochhehre“, „die Strahlende“, „die Hellleuchtende“, ist die Tochter von König Minos und seiner Frau Pasiphaë. Sie verhalf Theseus zum Sieg über den Minotauros, indem sie ihm den berühmten Faden übergab. Angeblich war dies ein Tipp vom Erbauer des Labyrinthes Daidalos, dem „Einfallsreichen“. So ermöglichte sie Theseus, nach begangener Tat, den am Eingang befestigten Faden zurück zum Ausgang zu verfolgen und dem Tod durch Verhungern im Labyrinth zu entkommen.

Auch Ariadnes Geschichte kennt viele Versionen. Mal heiratet sie Theseus und folgt ihm nach Athen; mal lässt er sie schwanger auf Naxos zurück; sie stirbt im Kindbett; sie heiratet den Gott Dionysos oder einen seiner Priester oder sie wird von der Göttin Artemis getötet.106)

Theseus, spann den Faden an

Hier improvisiert Ariadne den Text des alten Kanons Hejo spann den Wagen an.107) Die Melodie wird dem englischen Musiker und Sänger Thomas Ravenscroft (* um 1582 oder 1593, Dodleston, Cheshire; † um 1635, London) zugeschrieben. Das Lied ist in vielen Ländern und Sprachen vor allem als Kinderlied bekannt.

Hejo, spann den Wagen an,
seht, der Wind treibt Regen über‘s Land!
Holt die goldnen Garben,
Holt die goldnen Garben!

Zähne blecken

Blecken bedeutet, abgeleitet von mhd. blecken und ahd. blecchen „[sich] entblößen; sehen lassen“.w) Wenn also die Zähne gebleckt werden, dann werden sie entblößt und sind sichtbar. Die eigentlichen Bedeutung von blecken, nämlich „glänzen machen“, zum urgerm. blikan „glänzen“x), lässt sich ebenfalls gut nachvollziehen: die weißen Zähne blitzen auf, glitzern eventuell sogar gefährlich. Weitere Bedeutungen nennt das Grimm’sche Wörterbuch mit „hervorstehn, hervorragen, entblöszt stehn“. Eine schöne Wortschöpfung, die heute nicht mehr in Gebrauch ist, ist Bleckezahn, „eine treffende benennung des todes, den man sich als grinsendes skelet dachte.“y)

 
 

 

sieht schwarz, sieht rot

Wer schwarz sieht, schätzt zum Beispiel eine Situation oder die Zukunft sehr pessimistisch ein oder schaut fern, ohne die Rundfunkgebühr bezahlt zu haben. Wer rot sieht, ist total wütend.

Ariadnes Faden

Es darf vermutet werden, dass Ariadnes Faden, ob nun Garn oder Zwirn, im Knäuel oder Strang, der folgenden Definition voll und ganz entsprochen hat:

„Ein Faden ist ein aus Fasern zusammengesetztes, biegeschlaffes Gebilde, das eine dominierende eindimensionale Erstreckung und eine Gleichmäßigkeit in der Längsrichtung aufweist.“z)

Zur Symbolik des Fadens in der Kulturgeschichte finden sich in diesem Eintrag ebenfalls interessante Erläuterungen.

Dionysos

Dionysos wurde als Gott des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit, des Wahnsinns und der Ekstase verehrt. Nach ihm sind die Dionysien, die ihm zu Ehren in Athen abgehalten wurden, benannt. Eben jene Festspiele, bei denen Sophokles im Jahr 442 v. Chr. den Tragödienwettstreit mit seinem Stück Antigone gewann.

kleine Schwester

Die kleine Schwester von Ariadne heißt Phaidra, „die Strahlende“ – wie sollte es auch anders sein, als Enkelin des Sonnengottes Helios. In der bekanntesten Version ihrer Lebensgeschichte wird sie die zweite Frau des Theseus und verliebt sich (unter Zutun von Aphrodite) in ihren Stiefsohn Hippolytos. Die Geschichte geht nicht gut aus. Euripides bearbeitete den Sagenstoff in seiner Tragödie Der bekränzte Hippolytos, die bei den Dionysien im Jahre 428 v. Chr. aufgeführt wurde.108)

auf Lorbeeren ausruhen

„Ein Kranz aus den Zweigen des Lorbeerbaumes galt schon im Altertum als Zeichen des Ruhmes“.109) Die großen Heroen ebenso wie die Sieger der Pythischen Spiele in Delphi erhielten ihn. Sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen meint, sich nach Erfolgen nicht weiter anzustrengen.

Asyl

Ein Asyl ist eine „Zufluchtsstätte; Heim für Obdachlose“. Es geht zurück auf grch. ásylon „Freistätte, Zufluchtsort“ und meint eigentlich „Unverletzliches“110), sowie auf ásylos, was „unberaubt“, „sicher“ bedeutet. Asyl gewähren, heißt Schutz bieten.

Privileg

Ein Privileg ist ein Vorrecht oder Ausnahmegesetz und leitet sich vom lateinischen privilegium (lex: „Gesetz“, „Rechtsvorschrift“, und privus: „einzeln“, „gesondert“) ab. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland schließt Privilegien, die z. B. mit der Geburt erworben werden könnten, aus. So heißt es im Artikel 3, Absatz 3:

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Für Theseus ist ein Privileg, im Sinne einer hohen Ehre, einem so berühmten Gast wie Ödipus Asyl und Unterkunft gewähren zu können.

Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs

Während Ödipus und Teiresias seitens Theseus keinen Widerstand erfahren – im Gegenteil, er ist begeistert, dass der Auftrag Apollons sie in sein Königreich führt –, haben Jake und Elwood mit ihrem überzeugten „You see, we’re on a mission from God“111) bei Mrs. Murphy wenig Erfolg. Sie wirft ihnen Gotteslästerung vor und will ihren Mann Matt „Guitar“ Murphy auf keinen Fall mit den Blues Brothers ziehen lassen.

sieben Heere

Nicht nur Sophokles beschäftigte sich mit dem thebanischen Sagenkreis, auch Aischylos (* 525 v. Chr. in Eleusis, Attika; † 456 v. Chr. in Gela, Sizilien) schrieb eine Ödipus-Trilogie, deren letzter Teil aus dem Jahr 467 v. Chr. Die Sieben gegen Theben bildet.

Die sieben angreifenden Heerführer sind: Adrastos, König von Argos, der als Einziger der Sieben überlebt, Polyneikes, Amphiaraos, Hippomedon, Kapaneus, Parthenopaios und Tydeus. Die Verteidiger Thebens sind: Eteokles und sein Onkel Kreon, Hyperbios und sein Bruder Aktor, Lasthenes, Melanippos, Polyphantes und Megareus, Sohn von Kreon. Megareus entspricht bei Sophokles der Figur des Menoikeus.

Vergänglichkeit

Eine schöne, annähernde Übersetzung des japanischen mono no aware (物の哀れ )112) lautet „das Herzzerreißende der Dinge“ und

„bezeichnet jenes Gefühl von Traurigkeit, das der Vergänglichkeit der Dinge nachhängt und sich doch damit abfindet. Als Mitgefühl mit allen Dingen und deren unabdingbarem Ende ist mono no aware ein ästhetisches Prinzip, das vornehmlich ein Gefühl, eine Stimmung beschreibt“.113)

88)

Old Ben ist der alte Jedi Meister Obi-Wan Kenobi.

89)

Siehe 15 great Obi Wan Kenobi quotes from Star Wars : https://www.inafarawaygalaxy.com/2013/08/obi-wan-kenobi-quotes-starwars.html

90)

Vgl. den Filmausschnitt aus Star Wars. USA 1977, Regie: Georg Lucas, auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=532j-186xEQ

p)

Enrico Brissa: Auf dem Parkett. Kleines Handbuch des weltläufigen Benehmens, München 2018, S. 44.

q)

Siehe Audienz, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 51.

91)

Siehe Aigeus, in: Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 28.

92)

Die komplette Geschichte von Theseus zum Nachlesen in der Fassung von Gustav Schwab im Projekt Gutenberg unter: http://gutenberg.spiegel.de/buch/sagen-des-klassischen-altertums-4962/56.

Vergleiche auch: Theseus, in: Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 398-406.

r)

Siehe exorbitant im Wiktionary: https://de.wiktionary.org/wiki/exorbitant

93)

Vgl. Die unendliche Geschichte (Michael Ende) und die Serien: Chroniken von Narnia (C. S. Lewis); Harry Potter (Joanne K. Rowling); Percy Jackson (Rick Riordan) und Artemis Fowl (Eion Colfer).

95)

Siehe die Auflistung unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Cheiron

96)

Zitiert nach: Leis, Mario u. Sourek, Patrick (Hg.): Mythos Herkules, Leipzig 2005, S. 168-170.

97)

Zitiert aus dem Abschnitt Die Arbeiten, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Herakles

98)

Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1), Berlin 1889, S. 284. In: Deutsches Textarchiv http://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/304, abgerufen am 23.06.2018.

99)

Einen Einstieg zu einer der ersten Superheldinnen überhaupt bietet: https://de.wikipedia.org/wiki/Wonder_Woman und die Fanseite: http://dc.wikia.com/wiki/Wonder_Woman

100)

Siehe Original und Übersetzung online im Projekt Gutenberg unter: http://gutenberg.spiegel.de/buch/ilias-1-bis-8-gesang-7053/4

101)

Die ikonografische Datenbank des Warburg Institutes bietet eine umfangreiche Sammlung mit Abbildungen von Amazonen: https://iconographic.warburg.sas.ac.uk/vpc/VPC_search/subcats.php?cat_1=5&cat_2=351

102)

Bei YouTube finden sich zwei Dokumentationen: Sagenhafte Völker –Das Amazonenrätsel (Terra X, ZDF, 2004) unter: https://www.youtube.com/watch?v=sSiAuQi7goQ sowie: Die Amazonen – Auf der Spur antiker Kämpferinnen (ZDF, arte, 2013): https://www.youtube.com/watch?v=Hp_EcozfhRE

s)

Hilfe beim Verstehen bieten die Checker Julian, Tobi und Can auf KiKA: https://www.kika.de/checker-welt/index.html

t)

Meint zumindest das Jugendsprache Lexikon: http://jugendsprache.deacademic.com/246/checken

u)

Siehe geheuer, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 225.

103)

So ziemlich alles über Minos, in: Roscher, Wilhelm Heinrich (Hg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie . Band 2,2, Leipzig 1890, Sp. 2993-3004. Digitalausgabe: https://archive.org/stream/ausfhrlichesle0202rosc#page/n617

104)

Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Minotauros und unter dem Stichwort Minotauros, in: Roscher, Wilhelm Heinrich (Hg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie . Band 2,2, Leipzig 1890, Sp. 3004-3011. Die Angaben stimmen, das Link im Buch war leider falsch. Hier direkt zur Digitalausgabe: http://www.archive.org/stream/ausfhrlicheslexi22rosc#page/615/mode/2up

105)

Vergleiche die verschiedenen Erklärungen und Herleitungen im Abschnitt Wortherkunft, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Labyrinth

106)

Vgl. Ariadne, in: Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 69/70, und bei Stoll, Heinrich Wilhelm: Ariadne . In: Roscher, Wilhelm Heinrich (Hg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie . Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 540-546, online unter: http://www.archive.org/stream/ausfhrlicheslexi11rosc#page/270

w)

Siehe blecken, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 86.

x)

Siehe blecken, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 86.

y)

Vgl. blecken & Bleckezahn in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 2, Sp. 86-89). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=blecken

107)

Liedtext & Notenblatt. Was Georg Nagel an Informationen zu diesem Kanon im Lieder-Archiv zusammentragen hat, ist absolut lesenswert!

Siehe: https://www.lieder-archiv.de/heho_spann_den_wagen_an-notenblatt_300084.html

z)

Zitiert nach Faden, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Faden 

108)

Informationen zu Euripides’ Tragödie hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_bekränzte_Hippolytos

109)

Zitiert nach Lorbeer, in: Duden, Bd. 11, Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1992, S. 461.

110)

Siehe Asyl, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 49. Und die Erklärungen im Wiktionary unter: https://de.wiktionary.org/wiki/Asyl

112)

Dieser Begriff findet sich auf vielen Listen mit unübersetzbaren Worten aus dem Japanischen. Vgl. diese englischsprachige Liste: http://teamjapanese.com/beautiful-untranslatable-japanese-words/

113)

Zitiert aus dem Wikipedia-Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Ästhetik#Mono_no_aware_und_Okashi Vgl. auch den Eintrag in der Stanford Encyclopedia of Philosophy: https://plato.stanford.edu/entries/japanese-aesthetics/

 

Stichworte des Glossars:

Doch hüte dich vor der dunklen Seite der Macht!

Mag auch die eine oder andere Entscheidung von Kreon im Verlauf der Geschichte fragwürdig erscheinen, hier erweist er sich als wissender Lehrmeister seines Neffen und gibt einen in der gesamten Galaxie anerkannten guten Rat. Neben Kreon haben Ben Kenobi (auch: Obi-Wan Kenobi) und Meister Yoda diese Worte an Mitglieder der Familie Skywalker gerichtet. Dokumentiert ist dies in den Star Wars-Filmen.114)

Nein, nicht versuchen! Tu’s!

Hier spricht der kriegserfahrene Kreon und mahnt Entschlossenheit im Angesicht des bevorstehenden Krieges an. Möglicherweise zitiert er hier den berühmten Strategen und Jedi Meister Yoda. Im Film The Empire Strikes Back (USA, 1980. Regie: Irvin Kershner) sagt Yoda zu seinem Schüler Luke Skywalker: „No. Try not. Do … or do not. There is no try.“ 115)

 
 

Stichworte des Glossars:

darbt

Wer darbt, erlebt einen Mangel oder ein Nichthaben. Meist bezieht sich darben auf Grundbedürfnisse oder Nahrungsmittel, an denen es mangelt. Menschen im Krieg darben, weil sie keinen Zugang zu Nahrungsmitteln haben. Sie hungern und müssen Entbehrungen durchmachen.

Judas

Polyneikes sucht seinen Vater im Exil auf, um ihn um seinen Segen zu bitten. Ödipus reagiert angesichts der Tatsache, dass sein Sohn Theben mit einer Streitmacht angreifen will, mit dem Ausruf Du, Judas! Für Ödipus ist das Vorhaben seines Sohnes ein Verrat an der Abmachung zur Thronfolge und ebenso ein Verrat an der Heimatstadt, die zu schützen – und nicht anzugreifen – Teil der Aufgaben eines Herrschers sind.

Die biblische Figur des Judas116), der angeblich Jesus verraten und somit die Ereignisse, wie sie in den Passionserzählungen des Neuen Testaments geschildert werden, ausgelöst haben soll, ist im deutschen Sprachgebrauch zum Synonym für Verrat und Verräter geworden, vor allem dadurch, dass Luther in seiner Bibelübersetzung das Bild vom Verrat setzte117) und es so Verbreitung fand.

Intrigen

Eine Intrige bezeichnet „hinterhältige Machenschaften“, veraltet werden auch „Ränkespiel, Ränke schmieden“ oder „Kabale“ synonym verwendet. Das Wort geht über it. intrigare auf lat. in-tricae „verwirren“ (zu lat. in „in“ und tricae, „Unsinn, Possen; Widerwärtigkeiten“) zurück.aa)

„Intrige […] bezeichnet eine Handlungsstrategie, mit der [der Intrigant versucht], anderen Schaden zuzufügen oder sie gegeneinander aufzuhetzen“bb), zum eigenen Vorteil oder zur persönlichen Befriedigung.

er lügt, dass sich die Balken biegen

Wer lügt, dass sich die Balken biegen, lügt besonders unverschämt und ohne Hemmungen. Eine große Fernsehzeitschrift bietet in ihrer Rubrik Wissen & Service folgende Erklärung zur Herkunft dieser Metapher:

„Dass Lügen moralisch verwerflich sind, war und ist schon immer klar. Im Mittelalter aber galten sie im wahrsten Wortsinn als ‚schwere Last‘, die einen Menschen niederdrücken. Unwahrheiten konnten so schwer wiegen, dass sich sinnbildlich die Balken bogen. Bereits im 16. Jahrhundert tauchte dieses Bild in Dokumenten auf.“cc)

Macke

Der Ausdruck Macke stammt aus dem Jiddischen für „Fehler, Schaden“, eigentlich „Schlag“. Vergleiche dazu das hebräische makkä „Schlag, Verletzung“. Im umgangssprachlichen Gebrauch bezeichnet es auch einen geistigen Defekt, einen Tick oder eine seltsame Eigenart.dd)

König der Argiver

Bei der Zusammenstellung seiner Unterstützer hat sich Polyneikes auch mit Adrastos, dem König von Argos und Herrscher über die Argiver (grch. Argeioi, lat. Argivi)118), verbündet, dem Einzigen der Heerführer, der den Kampf um Theben überleben wird.

Ich bitte dich um deinen Segen!

In einer Familiengeschichte, in der immer wieder Flüche die Handlung bestimmen, kann auch das Gegenteil, der Segen, nicht ganz außen vor bleiben. Polyneikes bittet seinen Vater Ödipus für sein Vorhaben, den Thron mit Gewalt zurückzuerobern, um seinen Segen.

Er bittet seinen Vater um Einverständnis, geistigen Beistand und die guten Wünsche, die sein Vater aussprechen möge, sodass sie die kriegerische Unternehmung begleiten und positiv beeinflussen. Ödipus reagiert allerdings nicht wie erhofft und verstößt seinen Sohn.

Mit dem Klammerbeutel gepudert

Für die Herkunft dieser Redensart gibt es zwei Deutungen. In beiden Fällen wird der Person, die vermeintlich mit einem Klammerbeutel gepudert wurde, unterstellt, dass sie nicht ganz bei Verstand ist. Die interessantere Deutung führt zum Müllerhandwerk. In den klassischen Getreidemühlen gab es Mehlkästen mit Beuteln. In die Beutel kam das gemahlene Korn, durch das Rütteln des Sackes wurde das Mehl durch den Stoff hindurch gesiebt und das feine Weißmehl fiel in den Mehlkasten.

War der Müller dusselig genug, den Beutel während des Siebvorgangs zu öffnen, riskierte er nicht nur eine gefährliche Staubexplosion, sondern war auch komplett weiß bestäubt. Wer sich also auf diese Weise mit dem Klammerbeutel pudert, sprich: in Gefahr begibt, ist schon ein bisschen blöd.

 
 

 

Gören

Gören ist der Plural von das gör „oder, weniger wahrscheinlich, die göre. Gelegentlich gibt es auch die Bezeichnung mit „h“, also: „göhr, kind, für ‚junge‘ und (häufiger) ‚mädchen‘.“

„im literarischen gebrauch, aber gelegentlich auch umgangssprachlich […], dringt gör über das niederdeutsche als sein ursprüngliches verbreitungsgebiet hinaus.“ Vergleiche auch die berlinische Form Jöhre.

„frau pastern is so kinderlieb, dasz alle gören im ganzen dorf ihr anhacken […] belege solcher art machen wahrscheinlich, dasz echte mundartsprecher das wort ohne nebenton verwenden.“ee) Ödipus ist vermutlich kein niederdeutscher Mundartsprecher, bei ihm hat die Bezeichnung seiner Söhne als Gören etwas Abwertendes.

Absolution

Der Begriff ist ein kirchlich-religiöser Terminus, der im 15. Jh. von lat. absolutio „Loslösung, Freisprechung“ und lat. absolvere „loslösen“, „freisprechen“ff) entlehnt wurde. Ödipus interpretiert den Besuch seines Sohnes als Wunsch nach Vergebung für eine Tat, die er als ehemaliger König von Theben nicht gutheißen will.

blechen

Umgangssprachlich meint blechen zahlen, auch „widerwillig für etwas Geld zahlen“.gg) Allerdings will Polyneikes seinen Bruder nicht in Münzen, sondern mit Blut zahlen lassen. Immerhin hat er ihm Rache geschworen. Im Rotwelschhh) bezeichnete ab dem 15. Jh. Blech „Geld“, im Speziellen die kleinen Münzen. Über die Studentensprache des 18. Jh. verbreitet sich der Ausdruck blechen im Sinne von „zahlen“, wie wir ihn heute kennen.

Ich hab diesen Krieg nicht begonnen. Doch ich werde ihn beenden!

Zu allem entschlossen, scheinbar alternativlosen Sachzwängen unterworfen, zitiert Polyneikes hier den Widerstandskämpfer Caesar119) aus dem Film Planet der Affen: Survival.

116)

Eine sehr ausführliche Darstellung der Figur des Judas ist online einzusehen: Meiser, Martin: Judas Iskarioth . In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006: http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/51880/

117)

Vgl. die Bibelstelle Markus 3,19 in: https://www.bibleserver.com/text/LUT/Markus3

aa)

Vgl. Intrige, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 309.

cc)

Siehe Punkt 9 in der Liste der Hörzu unter: https://www.hoerzu.de/wissen-service/wissen/sprichwoerter-und-redewendungen 

Die Hörzu zitiert hier Dr. Wort bzw. den Journalisten Jochen Krause. Vgl. Dr. Wort: Mich laust der Affe, Reinbek 2012, S. 112.

dd)

Vgl. Macke, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 431.

118)

„Argiver, die Bewohner von der Stadt Argos und der Landschaft Argolis; Homer nennt alle Griechen öfters A., weil diese um jene Zeit die mächtigsten waren“. Zitiert nach Argiver, in: http://deacademic.com/dic.nsf/conversations/2913/Argiver

ee)

Alle Zitate zu Gör, Gören aus: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 8, Sp. 960-964). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=Goer

ff)

Vgl. Absolution, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 18.

gg)

Zitiert nach der Bedeutungserklärung in: https://de.wiktionary.org/wiki/blechen

hh)

Über den Sonderwortschatz, der unter Rotwelsch zusammengefasst wird, informiert Wikipedia unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Rotwelsch

119)

Caesar: „I did not start this war. But I will finish it.“ („Ich habe diesen Krieg nicht begonnen aber ich werde ihn beenden.“). Vgl. den Film: Planet der Affen: Survival [Originaltitel: War for the Planet of the Apes]. USA 2017, Regie: Matt Reeves). Zitiert nach: https://www.imdb.com/title/tt3450958/quotes

 

Stichworte des Glossars:

Style

Als Grandmaster Oedipus Rex hatte Ödipus seinen ganz eigenen Style120) . Die Art und Weise in Ausdruck und Gestaltung seiner rhymes,121) aber auch seiner Regierungszeit, waren von einer vornehmen Direktheit und Eleganz geprägt. Sein flow122) war bekannt als Thiva-Style.

Oedipus Rex

Dass Ödipus bei seinem Schwanengesangs-Hip-Hop123) nochmal auf seine königliche Herkunft verweist, liegt ja nahe. Rex ist lateinisch für „König“.

war im Haus

Ödipus war in da house! Es handelt sich bei in da house124) um einen als respektvolles Kompliment gemeinten Ausruf, der die angesprochene Person oder Gruppe als schlau, erfahren und eingeweiht bezeichnet: „Yo, in da house, man!“

Digger

In Hamburch sacht man Digger! Oder Digga, auch Diggah! Der Slangbegriff geht auf das Wort „Dicker“ als Anrede für Freund, Kumpel und Kollege zurück. Und weil die gängige Aussprache für „ck“ in Hamburg ein doppeltes „g“ ist, sacht man Digger, ’türlich, ’türlich!125)

Aus die Maus!

Wenn eine Sache zu Ende geht oder für beendet erklärt wird, passt auch: Schluss im Bus, Endegelände, Schicht im Schacht, Daddeldu, Sense.126)

Hakuna Matata

Hakuna Matata ist eine Redewendung auf Swahili (Eigenbezeichnung Kiswahili), einer weitverbreiteten Sprache127) in Ostafrika. Wörtlich übersetzt bedeutet hakuna „es gibt keine“ und matata „Probleme/Schwierigkeiten“128), freier formuliert ist also gemeint, dass „alles in bester Ordnung“ ist.

Auch wenn Antigone singt, dass Hakuna Matata das Lebensmotto ihres Vaters war, so ist es doch nicht einfach, sich den ehemaligen König von Theben so fröhlich wie Timon und Pumbaa129) vorzustellen.

 
 

 

120)

Siehe die verschiedenen Übersetzungen dieses Anglizismus in: https://www.dict.cc/?s=style

121)

Vergleiche den Eintrag im Urban Dictionary unter rhyme 2 : https://www.urbandictionary.com/define.php?term=rhyme

122)

Vergleiche die Einträge im Urban Dictionary unter flow 3 & 6 : https://www.urbandictionary.com/define.php?term=Flow

123)

Schwanengesang: „Der Ausdruck geht auf einen alten griechischen Mythos zurück, der besagt, dass Schwäne vor ihrem Tode noch einmal mit trauriger, jedoch wunderschöner Stimme ein letztes Lied anstimmen.“ Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwanengesang

124)

Vergleiche die Top Definition im Urban Dictionary unter In da house : https://www.urbandictionary.com/define.php?term=In da house

125)

Mehr Infos unter Digger: Was bedeutet das?, in: https://www.giga.de/extra/netzkultur/specials/digger-was-bedeutet-das/

128)

Achtung, matata kann in anderen Kontexten auch „ bösartig“, „Verwirrung“ oder „ Ärger“ bedeuten. Vgl.: https://en.bab.la/dictionary/swahili-english/matata

129)

Über die Verwendung von Hakuna Matata außerhalb Afrikas und vor dem Disney-Film Der König der Löwen [Originaltitel: The Lion King], USA 1994, Regie: Roger Allers & Rob Minkoff, z.B. in einer schwedischen Comic-Serie oder in einem französischen Film, informiert: https://de.wikipedia.org/wiki/Hakuna_Matata

 

Stichworte des Glossars:

Menoikeus

In diesem Fall ist nicht Menoikeus der Ältere gemeint, also der Großvater, sondern sein Enkel Menoikeus der Jüngere, Sohn von Kreon und Eurydike. Nach Euripides opfert sich Menoikeus, indem er sich von der Stadtmauer stürzte, da Teiresias (nicht das Orakel von Delphi) geweissagt hatte, „die Stadt könne nur durch das Selbstopfer eines reinen Jünglings gerettet werden, der von den Gesäten Männern abstamme“.ii)

Bei Sophokles heißt der selbstlose Sohn Megareus. Er ging freiwillig in den Tod, da der Kriegsgott Ares während der Schlacht um Theben ein Selbstopfer forderte.

Lotto

Lotto ist eine Form der Lotterie „und damit ein Glücksspiel, bei dem der Spieler gegen einen finanziellen Einsatz auf das Ziehen vorher getippter Zahlen aus einer begrenzten Zahlenmenge setzt“.jj) Dass das Orakel sich wünscht, auch mal einen Lottogewinn verkünden zu dürfen, ist gar nicht abwegig, zeitlich ein wenig, aber von der Herkunft des Wortes nicht.

Lotto wurde Anfang des 18. Jh.s aus ital. lotto „Losspiel, Glücksspiel“ entlehnt, das wiederum auf das frz. lot „Los“ zurückgehtkk); damit gehört es in das altgermanische Wortfeld um mhd. loz, ahd. hloz für „Los“ und das Verb ahd. hliozan, mhd. liezen „losen; wahrsagen; zaubern“.

„Die Sitte des Losens entstammt dem magisch-religiösen Bereich. Das Losen diente ursprünglich der Schicksalsbefragung, besonders beim Opfer (beachte aisl. hlautr ‚Los‘ neben hlaut ‚Opferblut‘)“.ll)

Hiobsbotschaften

Eine Hiobsbotschaft ist eine sehr schlechte Nachricht mit niederschmetterndem, katastrophalem Inhalt. Frühere Jahrhunderte kannten die Hiobspost130) . Beide Begriffe gehen auf den Namen und das Schicksal der biblischen Figur Ijob (Job, Hiob) (hebräisch אִיּוֹב Ijōb./Ijov; arab. يوب Ayyūb)131) zurück.

Der fromme Hiob wird durch Leiden auf die Probe gestellt. Er erhält nacheinander vier Botschaften, „die ihm berichten, dass er durch Kriegs- und Naturkatastrophen seine Viehherden, seine Knechte und schließlich seine Söhne und Töchter verloren hat“.132)

 
 

 

ii)

Zitiert aus Menoikeus 2). In: Grant, Michael / Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 281.

kk)

Vgl. Lotto, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 427.

ll)

Zitiert nach Los, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 426.

130)

Siehe Hiobspost, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm . 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 10, Sp. 1552). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=hiobspost

131)

Vgl. die Bibelstelle Hiob 1,13-19 unter: https://www.bibleserver.com/text/EU/Hiob1 sowie den Wikipedia-Eintrag zu Ijob : https://de.wikipedia.org/wiki/Ijob

132)

Zitiert nach Hiobsbotschaft, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Hiobsbotschaft

 

Stichworte des Glossars:

Die Mauer muss weg!

Es gibt sie, die Grenzen der Recherche. Der Demonstrationsruf Die Mauer muss weg! erlangte Berühmtheit durch die historischen Ereignisse um den Berliner Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung in den Jahren 1989/1990. Aber wer hat wann diesen Ausspruch zum ersten Mal getan?

Der Journalist Peter Wensierski berichtet in einem Artikel aus dem Jahr 2014 über die Pfingstunruhen 1987 in Ost-Berlin, bei denen der Ruf Die Mauer muss weg! zu hören war. Die Unruhen, von vielen Jugendlichen getragen, entwickelten sich im Zusammenhang mit dem Open Air-Konzert „Concert for Berlin“, das aus Anlass der 750-Jahr-Feier der Stadt im Westteil vor dem Reichstagsgebäude stattfand.

„Der Ruf ‚Die Mauer muss weg‘ war aus einem kleinen Hit der West-Berliner Gropiuslerchen entstanden, der von mitgebrachten Kassettenrecordern abgespielt wurde: ‚Berlin, Berlin, dein Herz braucht keine Mauern‘. An einer Stelle im Song ertönte der gesampelte O-Ton von Willy Brandt: ‚Die Mauer muss weg, weg, weg…‘“133)

Das Produzententeam des westdeutschen Musik-Projekts John F. und die Gropiuslerchen134) hatte in dem Dancetrack verschiedene Samples mit O-Tönen von John F. Kennedy, Walter Ulbricht, Ernst Reuter und eben auch Willy Brandt untergebracht.

Willy Brandt sagte 1989 in seiner Rede vom 10. November vor dem Rathaus Schöneberg „Damals, im August ’61, haben wir nicht nur im Zorn gefordert: Die Mauer muss weg135) Wahrscheinlich hat Brandt im August oder September des Jahres 1961 in seiner Funktion als Berliner Bürgermeister öffentlich gesagt, dass die Mauer weg muss, denn er attackierte in mehreren öffentlichen Reden die DDR-Führung und ihr Vorgehen äußerst scharf. In seinem Redemanuskript (zum Mauerbau 1961) ist der Ausspruch leider nicht belegt136) und ein Hinweis auf eine Audio-Aufnahme im Deutschen Rundfunk Archiv ließ sich bis zur Drucklegung nicht finden. Kam der O-Ton im Lied der Gropiuslerchen vielleicht aus dem Munde der politischen Kabarettisten & Stimmenimitatoren Stefan Wald oder Thomas Freitag, die in den 1980ern bekannte Brandt-Parodisten waren?

Dann solltest du versuchen, mich vom Bösen zu erlösen!
Denn mein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit! Amen!

Befänden sich die beiden Streithähne auf einem christlichen Schlachtfeld, so wäre Eteokles mit seiner blasphemischen Rede sicher ein Fall für die Inquisition geworden. Dieses Zitat aus dem Vaterunser137), dem am weitesten verbreiteten Gebet des Christentums, macht allerdings ziemlich klar, dass Eteokles einen überheblichen und größenwahnsinnigen Charakterzug an sich hat.

 
 

 

verwesen

„In dem Verb mhd. verwesen sind in ahd. Zeit noch getrennte Verben zusammengefallen, nämlich […] firwesenen ‚verfallen, vergehen‘ und firwesan ‚aufbrauchen, verzehren‘ (eigentlich ‚verschmausen‘, beachte z.B. aengl. wesan ‚schmausen‘)“.mm) Leuchtet irgendwie ein, denn während Pilze und Bakterien eine Leiche verschmausen, vergeht sie im selben Prozess.

Die Bezeichnung Verweser, sprich ein Verwalter oder Stellvertreter, leitet sich ebenfalls von ahd. firwesan in der Bedeutung von „jemandes Stelle vertreten“ ab.nn)

133)

Zitiert aus dem Artikel: Pfingst-Unruhen 1987. Wetterleuchten am Brandenburger Tor, siehe: http://www.spiegel.de/einestages/pfingstunruhen-1987-rebellion-ambrandenburger-tor-a-979208.html

134)

135)

Zitiert nach dem Redemanuskript, bereitgestellt von der Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-einheit/deutsche-teilung-deutsche-einheit/43709/willy-brandt-zum-mauerfall

136)

Vgl. das Manuskript Rede vor dem Rathaus Schöneberg gegen den Mauerbau, 16. August 1961 aus dem Archiv der Willy-Brandt-Stiftung: https://www.willy-brandt.de/fileadmin/brandt/Downloads/Rede_Brandt_Mauerbau_1961.pdf

137)

Siehe die Fassung bei Lukas 11,2-4 : https://www.bibleserver.com/text/EU/Lukas11 und bei Matthäus 6,9-13 : https://www.bibleserver.com/text/EU/Matthäus6 Weitere Informationen auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Vaterunser

mm)

Vgl. verwesen, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 787.

nn)

Vgl. den Eintrag Verweser, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Verweser

 

Stichworte des Glossars:

denn aus großer Macht erwächst große Verantwortung

Eine weise Erkenntnis, die Kreon hier in die Überlegungen zu seinen nächsten Schritten mit einbezieht. Vielleicht ist ihm diese Redewendung beim Blättern in der königlichen Bibliothek in der Abteilung Europäische Aufklärung untergekommen oder er ist durch Zufall in der Comic-Sammlung seiner Tochter Megara darauf gestoßen. Das wäre möglich, immerhin heiratete sie später den Superhelden Herakles.

Die derzeit am häufigsten genannte popkulturelle Referenz für den Satz in englischer Sprache „Remember, with great power comes great responsibility“ sind die Comics um den Superhelden Spider-Man und deren spätere Verfilmungen. Im US-amerikanischen Comic Amazing Fantasy #15 (1962) taucht der Satz in der bis heute gültigen Entstehungsgeschichte von Spider-Man zum ersten Mal auf.

Spider-Man138), der als Waise Peter Parker bei Onkel und Tante in New York aufwächst, lässt einen Dieb entkommen, der später seinen Onkel Ben139) erschießt. Spider-Man hat zeitlebens deshalb Schuldgefühle. Im Comic von 1962 sprechen weder Peter noch Onkel Ben diesen Satz aus, er erscheint als Off-Kommentar im letzten Panel der Geschichte:

„And a lean, silent figure [Peter/Spider-Man] slowly fades into the gathering darkness, aware at last that in this world, with great power there must also come – great responsibility!“ 140)

In den späteren Comics der Reihe und ihren Verfilmungen141) wurde das bekannte Zitat Onkel Ben142) in den Mund gelegt und erlangte so hohe Bekanntheit.

Auch dem französischen Philosoph und Schriftsteller Voltaire (* 21.11.1694 in Paris; † 30.5.1778 ebenda), dem einflussreichsten Autoren der Aufklärung, wird das Zitat zugeschrieben. Die genaue Quelle ist aber online derzeit nicht belegt. Wobei der Hinweis nach Frankreich die richtige Spur ist, wie der hervorragend recherchierte Artikel zum Zitat auf der englischsprachigen Seite Quote Investigator143) belegt.

Hier wird ein Dekret der französischen Nationalversammlung vom 8. Mai 1793 angeführt, in dem es heißt: „Ils doivent envisager qu’une grande responsabilité est la suite inséparable d’un grand pouvoir.“ Ungefähr übersetzt heißt dies: „Sie sollen in Betracht ziehen, dass eine große Verantwortung die untrennbare Folge einer großen Macht ist.“

Und an dieser Quelle haben sich wahrscheinlich alle politischen Größen wie Lord Melbourne, Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Richard Nixon, die später ähnliche Aussagen machten, orientiert. Schließen wir diese Betrachtung mit einem Zitat von Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump144) ab, das da lautet: „Den som är väldigt stark måste också vara väldigt snäll.”145) Wer sehr stark ist, muss auch sehr gut sein.

 
 

 

konsequent

Kreon verlangt von sich selbst konsequentes Handeln. Er bleibt beharrlich und zielbewusst bei seiner Meinung, denn seine Entscheidung ist für ihn folgerichtig.

139)

Zur Biographie von Onkel Ben siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Uncle_Ben

140)

Dieses Panel (Titel: spider400.jpg) ist auf der Seite von Quote Investigator zu sehen: https://quoteinvestigator.com/2015/07/23/great-power/

141)

Vergleiche die Erklärungen im Absatz „With great power comes great responsibility“ im Wikipedia-Eintrag: https://en.wikipedia.org/wiki/Uncle_Ben#“With_great_power_comes_great_responsibility“

142)

Fällt mir gerade auf: Kann es sein, dass Spider-Mans Onkel Ben die Inspiration für Old Ben (Obi-Wan Kenobi), also den Onkel von Luke Skywalker, war? Ich wette, Georg Lucas hat als Kind Comics gelesen.

144)

Zitiert nach: Astrid Lindgren: Pippi Långstrump, Stockholm 2004; Kapitel: Pippi börjar skolan, S. 43.

145)

Siehe Zitat Nr. 8 auf: https://www.hant.se/10-citat-av-pippi-langstrump-som-far-oss-att-vilja-bli-barn-pa-nytt/ und eine weitere schwedische Referenz: „Astrid Lindgren, Känner du Pippi Långstrump? (Rabén & Sjögren 1947), sid 21“, hier: http://www.faktoider.nu/stark.html

 

Stichworte des Glossars:

Staub

Dass wir Staub – fein verteilte, kleine feste Partikel, die in der Luft schweben – sind und wieder zum Staub zurückkehren – oder sich ablagernoo) –, wird schon in Genesis 3,19pp) erläutert. Das Wort Staub ist eine Substantivbildung zum Verb stieben „ sich schnell bewegen, fliegen“, und bedeutet demnach „das Stieben[de]“.qq) Dass wir zudem alle aus Sternenstaub bestehen, also aus den Bestandteilen vor Urzeiten auseinander gestobener Staubwolken in Folge von Supernovae, ist ein eher neuerer Forschungsgegenstand.rr)

spitzfindige Art

Die Bezeichnung spitzfindig wird fast ausschließlich abwertend gebraucht und meint „übertrieben und kleinlich scharfsinnig“ss) sein. Immerhin, wer „haarspalterisch“ oder „wortklauberisch“ ist, kann nicht ganz unintelligent sein.

leugnest du

Das Verb leugnen leitet sich ab „von einem im Dt. ausgestorbenen germ. Substantiv *laugna- ‚Verborgenheit, Verheimlichung, Lüge‘“.tt) Wer leugnet, ist z. B. jemand, der „Weltanschauungen oder Lehren, die allgemein anerkannt sind oder ernsthaft vertreten werden, für nicht existent“ erklärt oder „Offenkundiges wider besseres Wissen bestreite[t], als unwahr hinstell[t]“.uu)

töricht, Tor, Torheit

Wie fragte Obi-Wan Kenobi so schön rhetorisch den skeptischen Han Solo: „Wer ist der größere Tor? Der Tor, oder der Tor, der ihm folgt?“146)

Der niederländische Humanist Erasmus von Rotterdam (* vermutlich am 28.10.1466/1467/1469, wahrscheinlich in Rotterdam; † 11./12.7.1536 in Basel) verfasste 1509/10 ein philosophisches Traktat, das uns heute als Lob der Torheit überliefert ist. In einer ironischen Lobrede auf sich selbst verkündet die Torheit (auch: Einfalt) lachend die Wahrheit, dass sie die Welt regiert! Dank ihrer Zofen Eigenliebe, Schmeichelei, Vergesslichkeit, Faulheit und Lust hat sie die ganze Welt unterworfen und ist nun eben: die Weltherrscherin.

Wer töricht handelt, handelt „dumm, unvernünftig“ und ist ein Tor, ein „Dummkopf“.147)

Schindluder

Luder ist ein Begriff aus der Jägersprache. Es bezeichnet ein totes Tier, „das zum Anlocken von Raubtieren verwendet wird […] Als Schindluder wurde früher totes [altes] oder krankes Vieh bezeichnet, das zum Abdecker (Schinder) gebracht wurde.“148) Wenn also mit etwas oder jemandem Schindluder getrieben wird, dann wird er oder es übel behandelt, eben sehr schlecht, wie ein elendes Tier, das zum Schinder gebracht wird.149)

auf einen Sockel stellen

Hausarbeit ist Bückarbeit. Zwar lassen sich viele Geräte zum Beispiel durch einen Teleskopstiel körpergerecht einstellen, „dennoch bleibt noch genügend Bückarbeit im Haushalt. Die Bedienung der Waschmaschine“ gehört dazu.

„Alle Frontlader lassen sich nur in gebückter Haltung bedienen. Dem Rücken tut das nicht gut […] für Waschmaschinen und Trockner gibt es spezielle Sockel“, so „dass sie bei gerader Körperhaltung gefüllt und geleert werden können. Worauf es ankommt, ist eine sehr hohe Stabilität und ausgezeichnete Qualität dieser Sockel.“150)

Ein Sockel ist ein erhöhter Platz und darauf können, gut sichtbar, Dinge gestellt werden, die als wertvoll, hübsch oder auch anbetungswürdig angesehen werden. Im übertragenen Sinne kann auch eine Person, die besonders bewundert wird, auf einen Sockel gestellt werden.

Oft ist diese Art der Verehrung allerdings übertrieben, bisweilen unkritisch, im schlimmsten Fall erzeugt sie erzwungene oder heuchlerische „Bückarbeit“, wie Antigone gegenüber Kreon deutlich macht. Zusammengefasst lässt sich sagen: Waschmaschinen (Frontlader) gehören auf Sockel, Menschen nicht.

Sündenbock

Wenn jemand zum Sündenbock gemacht wird, dann wird dieser Person „die Schuld für Fehler, Misserfolge oder sonstiges Konfliktpotenzial“151) zugeschoben, obwohl sie dafür gar nichts kann. Diese Redensart geht auf einen jüdischen Brauch zurück und ist biblischer Herkunft.152)

„Am Jom Kippur, dem Tag der Sündenvergebung im Judentum, machte der Hohepriester die Sünden des Volkes Israel bekannt und übertrug sie durch Handauflegen symbolisch auf einen Ziegenbock. Mit dem Vertreiben des Bocks in die Wüste wurden diese Sünden mitverjagt.“153)

Pomp

Der Pomp meint „feierliches groszartiges gepränge, prachtentfaltung, prunk“vv), entlehnt aus „lat. pompa ‚feierlicher Aufzug‘, ‚Gepränge‘, das wiederum vom griech. πομπ, ‚Sendung‘, ‚Geleit‘, ‚feierlicher Aufzug‘“ww) stammt. Ein pompöser Aufzug wäre dann eigentlich ein Pomppomp.

Gutdünken

Das Wort Gutdünken wird nur noch in der Redewendung nach eigenem Gutdünken verwendet. Gutdünken ist eine „seit dem jüngeren mhd. bezeugte substantivbildung aus der verbindung mich (mir) dünkt etw. gut“.xx) Gemeint ist „das Für-gut-Halten“.yy) Ich bin frei in der Beurteilung, ob ich mich nach meinem eigenen Geschmack richte, nach Konventionen oder nach sachlichen Aspekten.

In der Musik, Medizin und Landwirtschaft wird auch der lat. Ausdruck ad libitum (abgekürzt ad lib.)zz) im Sinne von „nach Gutdünken“, „nach Wunsch“ oder „nach Belieben“ verwendet.

Chaos

Das Wort Chaos ist der Gegenbegriff zu Kosmos. In Griechenland ist kósmos ein sehr geläufiges Wort, für das es im Deutschen, so der Autor und Griechenlandkenner Martin Pristl, keine treffende Übersetzung gibt.

„Der Grieche ist Extremist. Während wir, gäbe es ein Pendant für kósmos im deutschsprachigen Raum, damit allenfalls so etwas wie ‚Rummel‘ im positiven Sinn bezeichnen würden, setzt er es für ‚Leben‘ ein und mit ‚Lebendigkeit‘ gleich, wobei er mit dem Gegenteil nicht unbedingt den Tod, sondern die ‚Friedhofsruhe‘, das ‚Nichts-los-Sein‘ meint. […] Aus demselben Grund sind im kafeníon die Stühle nicht um die Tische herum angeordnet, sondern […] nach vorne ausgerichtet: Richtung Straße oder auch Strand.“154)

Ja und Amen

Ja und Amen sagen, meist in der Formulierung zu allem Ja und Amen sagen, bedeutet „dann allem kritiklos zustimmen ohne eine eigene Meinung erkennen zu lassen“.aaa) Amen ist eine Formel, die im Christentum, Judentum und Islam verwendet wird. Als Bekräftigung drückt Amen am Ende von Gebeten oder Predigten Zustimmung aus. Üblicherweise wird Amen mit „so sei es“ übersetzt, was allerdings nicht alle Bedeutungsebenen abdeckt.bbb)

Widerstand ist zwecklos

Widerstand ist ein vielfältig angewandter155) Begriff. Er taucht in der Soziologie und Politologie, der Elektrotechnik, Physik und Physiologie sowie im Maschinenbau auf, schließlich auch als juristischer Fachbegriff. Wussten Sie, dass im deutschen Grundgesetz (Artikel 20, Absatz 4) ein Widerstandsrecht, das sich an alle Bürger*innen richtet, verankert ist?156)

Für den Konflikt zwischen Antigone und Kreon ist eine (gesellschafts-)politische Definition hilfreich:

„Als Widerstand wird die Verweigerung des Gehorsams oder das aktive oppositionelle Handeln gegenüber der Obrigkeit oder der Regierung bezeichnet.“157)

Ob Widerstand tatsächlich ohne Sinn, nutzlos und vergeblich ist, ist eine Frage des Standpunktes.

„Der Widerständige wird den Widerstand immer anders bewerten als der, gegen den sich der Widerstand richtet. Letzterer aber ist in der Regel die ‚Obrigkeit‘, die gleichzeitig die Definitionsmacht über Recht und Gesetz innehat. Widerstand befindet sich entsprechend außerhalb der gesetzten Ordnung.“158)

Es sei hier noch angefügt, dass die Redewendung Widerstand ist zwecklos eine gewisse Bekanntheit durch das Borg-Kollektiv159) erlangt hat. Das Kollektiv ist eine totalitäre Gesellschaft aus Borg-Drohnen, die sich im Hive-Bewusstsein mit einer Königin zusammenschließen, die quasi die Personifizierung des Kollektivs darstellt. Die Borg entwickeln sich weiter, indem sie andere Kulturen und Völker, vor allem deren Technologien „assimilieren“. Die Begrüßungsformel bei der Kontaktaufnahme lautet ungefähr in dieser oder abgewandelter Form:

„Wir sind die Borg. Die Existenz, wie Sie sie kennen, endet hiermit. Ihre biologischen und technologischen Besonderheiten werden den unsrigen hinzugefügt. Ihre Kultur wird sich anpassen und uns dienen. Widerstand ist zwecklos.“160)

 
 

 

Menschenwürde

Würde ist ein Achtung gebietender Wert, der einem Menschen innewohnt. Im Zusammenhang mit der Menschenwürde stehen die Menschenrechte, und diese sind angeboren, unveräußerlich, universell und unteilbar. Sie sind zu jeder Zeit – und für alle Menschen – gültig.161)

In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte lautet es im Artikel 1: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“162) Auf diesen und 29 weitere Artikel haben sich die Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 geeinigt.

„30 Artikel, in denen die Rechte eines jeden Menschen garantiert werden. Diese Erklärung ist die Grundlage für Freiheit und Gerechtigkeit für jede Frau, jedermann, jedes Kind. Sie ist die Grundlage der meisten Verfassungen von Staaten.“163)

Und so steht auch im Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland zu lesen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“164)

oo)

Siehe unter Bedeutungen in: https://de.wiktionary.org/wiki/Staub

qq)

Vgl. Staub und stieben, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 703 und 711.

rr)

Siehe u.a. das Video auf: https://www.3sat.de/page/?source=/nano/natwiss/142475/index.html oder die Antwort Nr. 292 auf: https://www.n-tv.de/wissen/frageantwort/Bestehen-wir-aus-Sternenstaub-article11328006.html oder das Buch von Stefan Klein: Wir alle sind Sternenstaub. Gespräche mit Wissenschaftlern über die Rätsel unserer Existenz, Frankfurt a. M., 2010.

ss)

Siehe unter spitzfindig, in: https://www.dwds.de/wb/spitzfindig

tt)

Vgl. leugnen, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 417.

uu)

Siehe unter Bedeutungen, in: https://de.wiktionary.org/wiki/leugnen

146)

Zitiert nach Abschnitt " 1.5 Episode IV – Eine neue Hoffnung (Zitate)": https://www.jedipedia.net/wiki/Jediquote:Obi-Wan_Kenobi Im englischen Original lautet es: „Who’s the more foolish, the fool, or the fool who follows him?“, siehe: http://starwars.wikia.com/wiki/Wookieepedia:Quote_of_the_Day/Archive/Obi-Wan_Kenobi

147)

Siehe Tor, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 747.

148)

Zitiert nach Luder, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Luder

149)

Vgl. Schindluder, in: Duden, Bd. 11, Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1992, S. 620.

151)

Zitiert nach Sündenbock, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Sündenbock

152)

Siehe die Beschreibung in Lev 16,1–28 , nachzulesen hier: https://www.bibleserver.com/text/EU/3.Mose16

153)

Zitiert nach Sündenbock unter „ Begriffsherkunft“, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Sündenbock

vv)

Siehe Pomp, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 13, Sp. 1996). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=Pomp

ww)

Siehe unter Herkunft, in: https://de.wiktionary.org/wiki/Pomp

xx)

Siehe Gutdünken, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 9, Sp. 1386). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=Gutduenken

yy)

Siehe unter Bedeutungen, in: https://de.wiktionary.org/wiki/Gutdünken

zz)

Siehe den Eintrag Ad libitum, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Ad_libitum

154)

Pristl, Martin: Gebrauchsanweisung für Griechenland, München, Berlin 2016, S. 110/111.

aaa)

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geflügelter_Worte/J#Ja_und_Amen_sagen

bbb)

Siehe die Hinweise im Abschnitt „Etymologie“ im Eintrag zu Amen, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Amen

155)

Vgl. die Auflistung der verschiedenen Wissenschaftsbereiche in: https://de.wikipedia.org/wiki/Widerstand

156)

Siehe den Artikel: Das Recht auf Widerstand zum Schutze der Verfassung auf: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2013/47878421_kw50_grundgesetz_20/214054

157)

Zitiert nach der Einleitung zu Widerstand (Politik), in: https://de.wikipedia.org/wiki/Widerstand_(Politik)

158)

Zitiert nach der Einleitung zu Widerstand (Politik), in: https://de.wikipedia.org/wiki/Widerstand_(Politik)

159)

160)

Im englischen Original lautet der zentrale Satz: Resistance is futile. Nutzer*innen in diesem Forum tauschen sich über den genauen Wortlaut der Borg-Begrüßung aus, siehe: https://www.scifi-forum.de/forum/science-fiction/star-trek/völker-forum/49095-das-zitat-der-borg

161)

Einen interessanten Blick auf das Thema Würde, als Ergänzung zu ethisch-philosophischen Betrachtungen, wirft der Neurobiologe Gerald Hüther in seinem Buch: Würde. Was uns stark macht – als Einzelne und als Gesellschaft, München 2018.

162)

Alle 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte auf den Seiten von Amnesty International: https://www.amnesty.de/alle-30-artikel-der-allgemeinen-erklaerung-der-menschenrechte

163)

Zitiert aus dem Statement von Markus N. Beeko, Generalsekretär der deutschen Amnesty-Sektion, anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte am 10. Dezember 2017. Sehr lesenswert: https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/deutschland-die-aushoehlung-der-allgemeinen-erklaerung-der-menschenrechte-hat

164)

Das Grundgesetz online einsehen, hier: https://www.bundestag.de/grundgesetz

 

Stichworte des Glossars:

nicht ganz dicht

Was bin ich denn nun? Bin ich nicht ganz dicht, dann bin ich nicht ganz bei Verstand. Bin ich aber dicht, bin ich trotzdem nicht vernünftig und undurchdringlich, sondern betrunken und vielleicht recht durchlässig. Die verschiedenen Bedeutungen sind also eher nicht eng beieinanderliegend.

Sie muss dran glauben

Die Wendung dran glauben müssen wird in der Bedeutung ums Leben kommen165) benutzt, aber auch, wenn ausgedrückt werden soll, dass man von etwas Unangenehmem betroffen ist oder mit etwas Unangenehmem an der Reihe ist. Die Deutung, dass die Redewendung eigentlich „An Gott glauben müssen“ bedeutet, gibt es auch noch.166)

Kreons Ausspruch kann tatsächlich beide Bedeutungen umfassen. Antigone wird von etwas Unangenehmem betroffen sein, sie wird glauben, also einsehen müssen, dass Kreon seine Entscheidung umsetzt und sie wird ums Leben kommen.

 
 

 

165)

Für dran glauben müssen bietet openthesaurus.de fast 50 Synonyme: https://www.openthesaurus.de/synonyme/dran glauben (müssen)

166)

Siehe den Eintrag dran glauben müssen, in: Dr. Wort: Mich laust der Affe, Reinbek 2012, S. 72.

 

Stichworte des Glossars:

in spe

Die lateinische Phrase in spe bedeutet „in der Hoffnung [auf]“ und gehört zu lat. spes „Hoffnung, Erwartung“. Die Wendung in spe kommt „in Bezug auf eine bestimmte verwandtschaftliche oder berufliche Stellung, die jemand in absehbarer Zeit einnehmen wird“ddd) zum Einsatz, meint also bald oder zukünftig. Antigone ist die Verlobte von Haimon und somit seine Ehefrau in spe.

Verlobte

Wenn sich zwei Menschen das Versprechen geben bald heiraten zu wollen, dann wird diese Übereinkunft Verlöbnis oder Verlobung genannt. Traditionsgemäß findet innerhalb eines Jahres nach der Verlobung die Heirat statt. Bei heutigen griechischen Verlobungeneee) werden häufig die guten Wünsche Kala Stefana und I Ora I kali ausgesprochen.

Kala Stefana wird vor der Hochzeit, zum Verlöbnis gewünscht und heißt wörtlich „Gute Kränze“. Es bezieht sich auf die Kränze, die dem Brautpaar bei der Hochzeit aufgesetzt werden und die mit einem Band verbunden sind. Es wird also „Habt eine gute Hochzeit“ gewünscht. I Ora I kali ist ein Segenswunsch und lässt sich mit „Dass hier ein Glück in dieser Stunde beginnt“ übersetzen. Das Kommende soll also glücklich sein. Diese Redewendung kann auch bei bevorstehenden Reisen und auch beim Tod eines geliebten Menschen ausgesprochen werden.

Anarchie

Auch nur ein kleines Schlaglicht auf diesen Begriff und seine Praxis zu werfen, welches halbwegs den unterschiedlichen Ansichten gerecht wird, ist im Rahmen eines Glossars nicht zu leisten. Es zeigt sich, für komplexe Themen gibt es keine einfachen Definitionen. Erst im differenzierten Betrachten verschiedener Quellen entsteht ein Bild.

Ein Einstieg in die Beschäftigung könnte die Schrift Anarchie! von Horst Stowasser167) sein, oder die Einträge in den diversen Online-Lexika, oder der Versuch zu verstehen, worin der Unterschied zwischen Anarchie und Anomie168) besteht. Vielleicht inspirieren auch die historischen Beispiele für anarchistisch organisierte Gebiete169) und Projekte?

Dreistigkeit

Im Wörterbuch der Brüder Grimm wird Dreistigkeit zum einen als „muthige entschlossenheit, sicherheit im benehmen“ und zum anderen auch als „anmaszung, unverschämtheit, frechheit als übermasz der dreistigkeit“fff) definiert.ggg)

Fug und Recht

Der Redewendung mit Fug und Recht nähern wir uns mit einem Zitat des Mitbegründers des Chaos Computer Club, Wau Holland:

„Wir machen das Gegenteil von grobem Unfug. Wir machen feinen Fug.“170)

Fug ist die Normalform zu seiner häufiger genutzten Negation Unfug (von mhd. unvuoc), was „unschickliches Treiben“ bedeutet. Im täglichen Gebrauch kommt Fug meist nur als Wortbestandteil wie in Befugnis oder als Teil der Redewendung „mit Fug und Recht“171) vor.

Das Wort gehört zum Wortfeld um fügen172), fügsam und Fuge und bedeutet im übertragenen Sinne „Schicklichkeit“, also das, was sich schickt und somit gesellschaftlichen Konventionen und Regeln entspricht, eben auch das, was erlaubt bzw. rechtens ist.

„Streng genommen heißt mit Fug und Recht also einfach nur mit Recht und Recht, frei nach dem Motto: Doppel gemoppelt hält besser.“173)

Redlichkeit

Üblicherweise wird mit Redlichkeit die Charaktereigenschaft eines Menschen beschrieben, der „entsprechend den Regeln einer Gemeinschaft gerecht, aufrichtig oder loyal“hhh) ist. In Redlichkeit steckt auch die Rede und redlich sein. „Der Kern der Redlichkeit“, laut Wikipedia, „ist die Übereinstimmung der Rede einer Person mit dem, was diese Person tut.“iii)

hinter vorgehaltener Hand

Die Verschwiegenheit, mit der die Menschen zueinander sprechen, ist der Angst vor Repressalien geschuldet, immerhin ist es ein Gesetz des Königs. Die gesprochenen Worte sind also nicht für alle oder fremde Ohren bestimmt und werden nur im kleinen, vertrauten Kreis ausgetauscht.

verunglimpfen

Mit verunglimpfen ist gemeint, „ jemanden in ansehen, ehre, gutem ruf herabsetzen, schädigen“jjj), also „jemand oder etwas schlechtmachen.“kkk)

Demokratie

Die Demokratie ist eine Regierungsform, bei der der politische Wille des Volkes durch die Regierung repräsentiert wird. Das Wort geht zurück auf grch. demokratia (=„Volksherrschaft“) und setzt sich aus demos (= Volk) und kratos (= Macht, Kraft) zusammen. Fast alle Demokratien, wie wir sie heute kennen, unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt vom ursprünglich praktizierten System im Athen von vor 2500 Jahren: Der Rat der 500, also die Mitglieder der Athener Regierung, wurden nicht gewählt, sondern per Los bestimmt. Dies

„erschien damals als einzig sinnvolle Lösung. Die Amtszeiten waren begrenzt. Die meisten Athener Bürger hatten irgendwann in ihrem Leben ein politisches Amt inne. Dadurch verschwand der Unterschied zwischen Bürgern und Politikern, Regierten und Regierenden, zwischen Oben und Unten, das Volk herrschte über sich selbst, das ganze Volk. Es gab kein Repräsentationsproblem. Es gab keine Wahlkämpfe, keine uneingelösten Wahlversprechen. Das Los machte alle gleich.“174)

Über Jahrhunderte bedeutete Demokratie die Anwendung des Losverfahrens. Irland hat diese Idee des Losverfahrens wieder aufgegriffen und beruft seit 2012 regelmäßig Bürgerversammlungen ein, die über die wichtigen politischen Themen des Landes beraten und dann ihre Empfehlungen an das irische Parlament schicken.

Für ein Jahr berufen, kommen 99 per Los bestimmte Menschen aus ganz Irland zusammen und debattieren Fragen, wie: „Soll Irland Abtreibungen legalisieren?“ oder „Soll die Amtszeit des Präsidenten verlängert werden?“. Es geht um den Frauenanteil in der Politik oder um die Homo-Ehe. Die Bürgerversammlung, die sich durch Gespräche und Vorträge ein Jahr lang jeweils ein Wochenende im Monat mit den gestellten Fragen befasst, empfahl zum Beispiel beim Thema Abtreibung dem Parlament die Liberalisierung der Abtreibungsgesetzgebung.175)

Heutige Demokratien, nicht alle, aber viele, haben ein Repräsentationsproblem, das durch die Wahl von Repräsentant*innen, sprich Politiker*innen, nicht gelöst wird. Ein hoher Anteil von Menschen fühlt sich nicht gehört, nicht gesehen und geht nicht wählen. Warum das so ist und was das mit der Entstehung und dem Erstarken von demokratiefeindlichen Bewegungen und Parteien zu tun hat, kann hier nicht ausgeführt werden, aber vielleicht wäre das irische Beispiel und der Rückgriff auf das Losverfahren eine Möglichkeit, den Menschen unsere Demokratie und ihre Vorteile wieder näherzubringen.176)

dezidiert

Kreon vertritt seinen Standpunkt äußerst dezidiert, also „ausdrücklich, bestimmt, energisch, entschieden, entschlossen, kategorisch, konkret, resolutlll), aber nicht unwiderruflich, wie sich am Ende der Tragödie zeigt.

 
 

 

respektlos

Auf zwischenmenschliche Beziehungen angewandt, kann Respekt Ehrerbietung, Wertschätzung, Achtung, Ehrfurcht, aber auch Scheu gegenüber einer Person bezeichnen. Als Begriff kann es auch auf Gruppen, Institutionen, Länder oder Tiere bezogen werden. Ein respektloses Verhalten lässt Achtung und Wertschätzung vermissen.

hörig

Unser hörig geht zurück auf das mhd. Hœrec „hörend auf, folgsam; leibeigen“mmm) und bedeutete „unterthänig, eigen“nnn). Heute wird es benutzt, um eine sehr starke Abhängigkeit (bis zur willenlosen Unterwerfung) zu beschreiben.

Schande

Schande (veraltet auch Schmach) ist ein vielschichtiges Phänomen. Es kann einen empörenden und skandalösen Vorgang bezeichnen und zudem „einerseits den Verlust von Ansehen und Ehre, andererseits die Ursache für diesen Verlust. Schande kann lediglich subjektiv empfunden sein (siehe Scham) oder von außen durch Verachtung, Geringschätzung oder Bloßstellung induziert und sanktioniert werden.“ooo)

Bräutigam

Am Tag der Hochzeit und in der Zeit davor bezeichnet man den Verlobten als Bräutigam.

„Das Wortpaar Braut und Bräutigam ist im Deutschen eines der wenigen, bei dem die männliche Form aus der weiblichen abgeleitet wird.“177)

Das gam in Bräutigam stammt vom mhd. gome und ahd. gomo178) für „Mann“ ab.

von ihrem Los befreien

Kreon will Antigone und Ismene nicht von ihrem Los befreien. Los wird hier in der Bedeutung von Schicksal verwendet. Den Schwestern ist durch die Verhaftung ihre Entscheidungsfreiheit entzogen, sie können ihr Leben nicht mehr selbst bestimmen. Das Schicksalhafte im Ablauf der Geschehnisse – aus der Sicht der Schwestern – ist aber nicht gänzlich unabänderlich, denn Kreon hätte die Macht, die königliche Anordnung der Todesstrafe auszusetzen.

Gott des Todes

Gemeint ist hier Hades, der Totengott und Beherrscher der Unterwelt.

„Sein Name brachte angeblich Unglück und wurde so wenig wie möglich gebraucht. […] Er war auch als Zeus Katachthonios ‚Zeus der Unterwelt‘, bekannt, ein Name, der die große Macht und absolute Herrschaft über sein Reich bezeugt.“179)

ddd)

eee)

Auf radio-kreta.de schildert Autor Jörg in seinem Beitrag Ein Engl für Charly den griechischen Brauch der Verlobung: http://radio-kreta.de/griechische-verlobung/

167)

Informationen zum Buch bei der Edition Nautilus: https://edition-nautilus.de/programm/anarchie/

168)

Siehe den Artikel Anomie auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Anomie

169)

Eine Liste findet sich hier: http://deu.anarchopedia.org/Anarchie

fff)

Siehe Dreistigkeit, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 2, Sp. 1395). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=Dreistigkeit

ggg)

Weitere Informationen bei Wikipedia unter Dreistheit: https://de.wikipedia.org/wiki/Dreistheit

170)

Das Zitat stammt aus einem Interview mit der Schweizer SonntagsZeitung vom 6. Mai 2001, vgl.: https://gutezitate.com/zitat/276514

171)

Diese Redewendung ist ein Hendiadyoin, interessant, siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Hendiadyoin

172)

Vgl. fügen, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 209.

173)

Zitiert nach Eintrag Mit Fug und Recht, in: Dr. Wort: Klappe zu, Affe tot, Reinbek 2010, S. 63.

jjj)

* Siehe verunglimpfen, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 25, Sp. 2029). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=verunglimpfen

174)

Zitiert nach dem Artikel Rechtspopulismus: Zur Wahl steht: Die Demokratie von Berbner, Bastian; Stelzer, Tanja und Uchatius, Wolfgang in: DIE ZEIT Nr. 4/2017, 19. Januar 2017. Online einzusehen unter: https://www.zeit.de/2017/04/rechtspopulismus-demokratie-wahlen-buergerversammlungen-politisches-system-griechenland

175)

Vergleiche den Artikel Abtreibungsgesetzgebung in Irland, Bürgerversammlung fordert deutliche Liberalisierung von Thomas Hummitzsch auf den Online-Seiten des Humanistischen Pressedienstes: https://hpd.de/artikel/buergerversammlung-fordert-deutliche-liberalisierung-14369

176)

Zum Thema schrieb der belgische Autor und Historiker David Van Reybrouck ein Buch: Gegen Wahlen. Warum Abstimmen nicht demokratisch ist, Göttingen 2016.

lll)

Siehe die sinnverwandten Wörter, unter: https://de.wiktionary.org/wiki/dezidiert

mmm)

Siehe hörig unter hören, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 290/291.

nnn)

Siehe hörig, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 10, Sp. 1814). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=hoerig

178)

Siehe Bräutigam, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 96.

179)

Zitiert nach Hades, in: Grant, Michael/Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, Nördlingen, München 1986, S. 167.

 

Stichworte des Glossars:

Nullachtfuffzehn

Die Zahlenkombination 08/15 (auch: „Nullachtfünfzehn“, „Null-acht-fünfzehn“, oft auch „Nullachtfuffzehn“ ausgesprochen) ist eine umgangssprachliche Redewendung, die abwertend benutzt wird. Etwas, das als 08/15 bezeichnet wird, ist „ganz gewöhnlich“, „nicht besonders“, „durchschnittlich“, „mittelmäßig“ oder „nicht erwähnenswert“.180)

Es gibt zwei Ansätze zur Erklärung dieser Redewendung. Beide stehen im Zusammenhang mit dem Maschinengewehr 08/15, das im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde. Laut des einen Ansatzes geht die Redewendung darauf zurück, dass die Soldaten mit dem Maschinengewehr täglich ein eintöniges Training absolvieren mussten und sich so der Begriff 08/15 im Sinne von „nervige, langweilige Routine“ entwickelte. Der zweite Ansatz bezieht sich auf die Materialqualität des Maschinengewehres.181)

Verbreitet hat sich der Ausdruck 08/15 durch die 1954/55 erschienene Romantrilogie 08/15 des Autors Hans Hellmut Kirst (* 5.12.1914 in Osterode, Ostpreußen; † 23.2.1989 in Bremen).182) Der Bestseller wurde 1955 sehr erfolgreich mit Joachim Fuchsberger in der Hauptrolle verfilmt.

Exempel statuieren

Ein Exemplar von lat. exemplum, „Vorbild“, „Muster“, „Ebenbild“, „Abschrift“, ist „ein Einzelstück oder Individuum aus einer Menge gleichartiger Dinge […] oder Lebewesen“183). Von Exemplar leitet sich exemplarisch lat. exemplaris für „beispielhaft“ oder „musterhaft“ ab.

Kreon greift sich ein Exemplar (nämlich Antigone) aus einer Menge gleichartiger Dinge (den Menschen Thebens) heraus und will ein Exempel statuieren, d.h. in der heutigen Bedeutung will er „durch drastisches Vorgehen ein abschreckendes Beispiel geben“184).

standrechtlich

Für Antigones Wächter ist die Vorstellung standrechtlich erschossen zu werden, noch ein bisschen schlimmer als „nur“ erschossen zu werden. Das mag daher rühren, dass die Standgerichte als „militärisches Ausnahmegericht zur schnellen Urteilsfindung und -vollstreckung“185) historisch gesehen nicht den Ruf haben, mit ihrem Urteil lange zu zögern oder viele Fragen zu stellen, im Gegensatz zum Ablauf einer ordentlichen Gerichtsverhandlung.

rigoros

Mit rigoros wird ein Vorgehen bezeichnet, welches „streng, hart, strikt, diktatorisch, unerbittlich, gebieterisch, eisern, erbarmungslos, bestimmt, energisch“ppp) und ohne Rücksicht durchgeführt wird. Die Wurzel dieses Wortes liegt im „lat. rigor ‚Steifheit; Härte, Unbeugsamkeit‘ […] das zu lat. rigere ‚starr sein, steif sein (z.B. vor Kälte)‘ gehört.“qqq)

Würfel gefallen

Aufmerksame Asterix-Leser*innen kennen die Redewendung „Die Würfel sind gefallen.“186) Gemeint ist, dass eine Entscheidung getroffen wurde, die als nicht mehr rückgängig zu machen angesehen wird. Dieser Ausspruch wird Julius Cäsar (13.7.100 v. Chr., Rom; † 15.3.44 v. Chr., Rom) zugeschrieben, als er bei einem seiner Feldzüge den Fluss Rubikon überschritten hat, überschreiten wollte oder gerade dabei war, durch das Wasser zu reiten. Der Ausspruch lautet Alea i acta est oder auch Iacta alea est („Der Würfel ist gefallen“).

Erasmus von Rotterdam, einer der bedeutendsten Gelehrten der Renaissance, legte eine andere Deutung dieser Redewendung nahe. Er vermutete, dass Cäsar ein griechisches Sprichwort zitiert habe, was in etwa mit „Hochgeworfen sei der Würfel“ übersetzbar ist. Dies würde bedeuten, dass es um eine bevorstehende Entscheidung ging und nicht um eine, die schon feststand. Die Würfel waren ja noch „im Flug“.187)

 
 

 

sich sputen

Das Verb sputen geht zurück auf das mnd. spoden und bedeutet „sich beeilen“. Das engl. to speed „eilen“ ist verwandt. Das Verb ist abgeleitet von mhd. ahd. spuot „glückliches Gelingen“, „Schnelligkeit“. Hans Theodor Woldsen Storm (* 14.9.1817, Husum; † 4.7.1888, Hanerau-Hademarschen) legte in seinem Gedicht Knecht Ruprecht dem Christkind die folgenden Worte in den Mund:

„Knecht Ruprecht“, rief es, „alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!“rrr)

ans Messer liefern

Mit dieser Redewendung ist eigentlich Verrat an jemandem gemeint. Wer jemanden verrät, liefert die Person ans Messer. Das Messer steht für das Schwert oder das Beil des Henkers.

180)

Zitiert nach dem Wikipedia-Eintrag
https://de.wikipedia.org/wiki/08/15_(Redewendung)

181)

Siehe die Erläuterung im Wikipedia-Eintrag unter Herkunft: https://de.wikipedia.org/wiki/08/15_(Redewendung)

182)

Eine interessante Lebensgeschichte, vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Hellmut_Kirst

184)

Zitiert nach Exempel, in: Duden, Bd. 11, Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten . Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1992,S. 187.

ppp)

qqq)

Siehe rigoros, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 594.

186)

Siehe im Asterix-Zitate-Lexikon unter Alea iacta est : http://www.comedix.de/lexikon/db/alea_iacta_est.php

187)

Vgl. die Erklärung in: Die Würfel sind gefallen, in: Duden, Bd. 12 Zitate und Aussprüche, Dudenredaktion (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 2008, S. 619.

rrr)

Zitiert nach dem Gedicht Knecht Ruprecht, hier nachzulesen: http://www.weihnachtsgedichte-sprueche.net/weihnachtsgedicht/knecht-ruprecht.html

 

Stichworte des Glossars:

zürnen

Die Götter zürnen, sind also zornig und ärgern sich über Kreon und die Vorgänge in Theben. Vgl. einerseits „Ärger“, „Wut“ und „Jähzorn“ und andererseits „Zürnen“, „Groll“, „Grimm“ und „Ingrimm“.sss)

Déjà-vu

Teiresias erlebt mit Kreon die gleiche Situation wie vormals mit Ödipus. Die beiden Herrscher wollen seinen Rat nicht annehmen und beharren auf ihren jeweiligen Positionen. Teiresias kommentiert dies mit dem ironisch gemeinten Ausspruch: „Oje, ein Déjà-vu!“

Déjà-vu ist eine Zusammensetzung aus frz. déjà (= bereits, schon) und vu (= gesehen). Wörtlich heißt es also: schon gesehen und „bezeichnet […] ein psychologisches Phänomen […], das sich in dem Gefühl äußert, eine neue Situation schon einmal erlebt, gesehen, aber nicht geträumt zu haben.“188)

Teiresias erlebt im tatsächlichen Wortsinn ein Déjà-vu, aber der Bedeutung nach nicht. Er weiß ja, dass er mit Ödipus eine ähnliche Situation bereits erlebt hat. Er glaubt oder bildet es sich eben nicht ein, denn sein Erlebnis mit Kreon ist vom Fortgang und dem Wortlaut her gleichartig verlaufen.

 
 

 

sss)

Vgl. Zorn, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Zorn und zürnen, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 32, Sp. 671-677). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=zuernen

188)

Zitiert nach Déjà-vu, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Déjà-vu

 

Stichworte des Glossars:

sublim

Gegenstände oder Vorgänge, die als sublim189) bezeichnet werden, sind solche, „die nur mit ausgeprägtem Feingefühl wahrgenommen werden können“190), sie besitzen also etwas unterschwellig Vorhandenes. Das Wort geht auf lat. sublimis (in der Luft befindlich; schwebend; in die Höhe gehoben; erhaben) von sub (= unter) und limen (= Schwelle), bzw. limes (= Grenzlinie, Wall) zurück.191)

Es gibt nur eine Gruppe von Menschen, die Kreon in seinem Dilemma Rat erteilen können, und das ist die sublime Priesterschaft Thebens, denn sie besitzt die „erhabene einstellung im geistigen überhaupt und das ihr in den erscheinungen entsprechende“192), um wahrzunehmen, was zu tun ist.

Litanei

Eine Litanei ist ein gemeinschaftliches Bittgebet (oder ein Bittgesang), welches im Wechsel zwischen Gemeinde und Vorbeter*in intoniert wird. Ganz im Stile des Call-and-Response-Prinzips trägt die thebanische Priesterschaft ihre Ein- und Ansichten in Form eines Gospels vor. Das Wort wird auch abwertend für eine langweilige Erzählung oder für immer wiederkehrende Schelte oder Ermahnungen gebraucht.

Fünfe grade sein lassen

Mit der Aufforderung Fünfe gerade sein lassenttt) ist gemeint, etwas nicht so genau zu nehmen oder etwas, das nicht sein sollte, durchgehen zu lassen. Wer die ungerade Zahl Fünf gerade sein lässt, billigt bzw. akzeptiert, dass etwas nicht korrekt, exakt und einwandfrei läuft oder ausgeführt wird.

Eine andere Sichtweise auf diese Redewendung ist, dass die Person, die alle Finger gerade lässt, sich ausruht und nicht arbeitet, vergleiche: alle viere von sich strecken.

nicht einerlei sein

Wenn uns etwas einerlei ist, dann ist es egal und hat keine Bedeutung für uns. Wenn uns unser Leben phasenweise als langweilige, ständige Wiederholung des Immergleichen erscheint, sprechen wir von einem täglich wiederkehrenden Einerlei. Und wenn uns das dann doch nicht einerlei ist, versuchen wir zum Beispiel beim Kochen nicht nur einerlei Sorte von Gemüse zu verwenden, der Abwechslung wegen.

Barbarei

Die Worte Barbar bzw. Barbaren leiten sich vom grch. βάρβαρος (bárbaros)  ab, und bezeichneten ursprünglich, aus der Sicht der antiken Griech*innen, Völker am Rande des griechischen Siedlungsraumes, die nicht die griechischen Götter verehrten, bzw. Menschen, die schlecht oder gar nicht Griechisch sprachen. Wörtlich übersetzt ist der Barbar ein Stammler oder Stotterer und im eigentlichen Sinne ein br-br-Sager. Bereits in der Ilias taucht der Ausdruck barbarophonoi als Bezeichnung für die „barbarisch sprechenden“ kleinasiatischen Karer auf.193)

Die abgrenzende, verächtlich und abwertend gemeinte Verwendung von barbarisch zur Bezeichnung von Menschen, Kulturen und Gesellschaften, die als kulturell Unterlegene angesehen wurden, bildete sich ab dem 6. Jhdt. v. Chr. ebenfalls im antiken Griechenland und hat Eingang in unseren modernen Sprachgebrauch gefunden.194) Der bedeutende Historiker Arno Borst (* 8.8.1925, Alzenau; † 24.4.2007, Konstanz) bezeichnete das Wort Barbar als ein „historisches Schlüsselwort“195).

 
 

 

um den heißen Brei herum reden

Diese Redewendung geht auf ein beobachtetes Verhalten unser samtpfotigen Haustiere zurück. Katzen essen nicht gerne heiß und schleichen deshalb um den Brei herum, während er abkühlt. Während des Vorgangs wird immer wieder vorsichtig erkundet, ob die eine oder andere Stelle nicht doch bereits kühl genug zum Fressen ist. So hieß dann auch die ursprüngliche Redewendung: Wie die Katze um den heißen Brei herumschleichen.

Die Katze verschwand, das Schleichen wurde zum Reden, aber die Bedeutung blieb die gleiche. Wenn um den heißen Brei herum geredet wird, wird das Thema umständlich beschrieben oder gar nicht benannt, oft bleibt das Wichtigste einer Sache ungesagt, weil man sich nicht traut offen zu reden. Das Reden über den Gegenstand der Betrachtung ist dann meist sehr zögerlich und vorsichtig. Vergleiche auf jeden Fall das schöne Bild des Eiertanzes!196)

189)

190)

Zitiert nach Sublim, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Sublim

191)

Vgl. die Wortherkunft unter: https://www.duden.de/rechtschreibung/sublim

192)

Zitiert nach sublim, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm . 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. (Bd. 20, Sp. 815). Online einzusehen unter: http://woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=sublim

ttt)

Beispiele, Zitate und Varianten zur Redewendung unter: http://www.phraseo.de/phrase/fuenfe-gerade-sein-lassen/

193)

Siehe den Hinweis auf die Ilias unter „ Zur Bedeutung“ in: https://de.wikipedia.org/wiki/Barbar

194)

Zum Bedeutungswandel des Begriffes siehe die Erläuterungen unter Zur Bedeutung und Begriffsgeschichte in: https://de.wikipedia.org/wiki/Barbar

195)

Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Barbar, dort der Verweis auf die Originalquelle: Borst, Arno: Barbaren. Geschichte eines europäischen Schlagworts . In: ders.: Barbaren, Ketzer und Artisten . Welten des Mittelalters . München 1988, S. 19–31, 617f.

196)

Siehe die Erklärung zu Eiertanz, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Eiertanz

 

Stichworte des Glossars:

Pein

Wer Schmerzen oder Leid erlebt, wer von körperlichem oder seelischem Weh gequält wird, der erfährt Pein, bzw. wird gepeinigt. Das Wort Pein geht zurück auf das grch. ποινή (poiné) und das lat. poena. Beide beschreiben das Begriffsfeld um Buße, Sühne, Strafe, Rache, Kummer und Qual.uuu)

Super-GAU

Super-GAU ist eigentlich sowas wie die unsinnige Steigerung von „tot“. Etwas kann nicht noch toter oder am totesten sein. Ein GAU ist ein größter anzunehmender Unfall in einem Kernkraftwerk und wird bei Bekanntwerden reflexartig von der Betreibergesellschaft mit dem Satz „Es hat zu keiner Zeit eine Gefahr für Mensch und Umwelt bestanden!“ kommentiert. Ein Super-GAU ist demnach noch größer als der größte anzunehmende Unfall.

Die Erklärung liegt natürlich im Kleingedruckten: Beim GAU bleiben die Folgen des Störfalls mehr oder weniger im Gebäude – es besteht zu keiner Zeit eine Gefahr für Mensch und Umwelt! – und der GAU wird als noch beherrschbar eingeschätzt. Beim Super-GAU bleiben die Folgen des Störfalls eher weniger im Gebäude – es besteht zu keiner Zeit eine Gefahr für Mensch und Umwelt! – und der Super-GAU wird als noch beherrschbar eingeschätzt, siehe Tschernobyl und Fukushima.197)

Aber hier geht es nicht um eine moderne, technische Tragödie, von der der Bote berichtet, sondern um das dramatische Geschehen im Königspalast, und da darf gewiss auch mal ein Super-Superlativ zur Beschreibung der menschlichen Katastrophe herangezogen werden.

Moral

Hans Moral (* 8.9.1885, Berlin; † 6.8.1933, Rostock) war ein deutscher Zahnmediziner und Wegbereiter der Lokalanästhesie in der Zahnheilkunde.198)

Bis in die jüngere Vergangenheit wurden seine Verdienste auf diesem Gebiet nicht gewürdigt, und in den Standardwerken der Zahnmedizin, die in den 1970er und 1980er Jahren erschienen, wird er nicht erwähnt. Hans Moral nahm sich im August 1933, nach der Beurlaubung im April und im Hinblick auf die vorgesehene Entlassung aus dem Wissenschaftsbetrieb durch die Nationalsozialisten, das Leben.

Wie schwer und grundlegend die Moral199), sprich die Wertvorstellungen und guten Sitten einer Gesellschaft (auch ihrer Individuen und Teilgruppen) durch nationalsozialistisches Gedankengut und Handeln korrumpiert und zerstört werden können, zeigt sich auch in dieser Form des Ignorierens der Verdienste und in diesem „der-Vergessenheitanheimfallen-Lassen“ der Opfer. Das wirkt bis heute nach.

Was ist die Moral von der Geschichte, sprich die daraus zu ziehende Lehre?

Verderb und auf Gedeih

Wenn etwas gedeiht, dann entwickelt es sich positiv, es wächst. Mit Gedeih (auch Gedeihen) kann also ein Fortschritt in Richtung einer Verbesserung beschrieben werden. Mit Verderb (auch Verderben) kann ein Entwicklung oder ein Ereignis benannt werden, das Unheil bedeutet. Das Verb verderben beschreibt den Vorgang, dass etwas, zum Beispiel Nahrungsmittel, verfault, verschimmelt, also ungenießbar wird.

Die Redewendung auf Gedeih und Verderb bedeutet bedingungslos, ganz und gar, auch unumstößlich. Die Menschheit zum Beispiel ist in ihrer Gesamtheit auf Gedeih und Verderb mit den Entwicklungen auf ihrem Heimatplaneten verbunden.

in die Schranken weisen

Für diese Redewendung standen die mittelalterlichen Ritterturniere Pate. Beim Tjosten, sprich Lanzenstechen, traten zwei Ritter mit der Lanze zu Pferd gegeneinander an. Die beiden Kampfbahnen waren durch Holzbalken, die Schranken, getrennt.

Der Kampfplatz war also abgesteckt und der Zweikampf durfte nur in diesen Schranken stattfinden. Wird jemand in die Schranken gewiesen, wird er aufgefordert, nach festgelegten Regeln zu spielen, beziehungsweise sich zu mäßigen. Vergleiche die Redewendung: über die Stränge schlagen.

 
 

 

Tribut zollen

Tribut bezeichnete ursprünglich eine Abgabe, Steuer oder Auflage. Heute wird Tribut meist im Sinne von Anerkennung verstanden. So meint die Redewendung jemandem oder etwas Tribut zollen, dass der Person oder der Sache Respekt und Wertschätzung entgegengebracht wird und ggf. Unterordnung verlangt. Im abschließenden Lied heißt es:

Die Freiheit ist ein kostbares Gut.
Drum zoll’n wir ihr gebührenden Tribut!

Und damit tritt die ursprüngliche Bedeutung des Tributes wieder in den Mittelpunkt: Damit das hohe, das kostbare Gut der Freiheit erhalten bleibt und sich weiterentwickelt, wird uns etwas abverlangt, wir müssen etwas von uns hingeben, uns engagieren, einbringen und aktiv bleiben oder werden, also Tribut zollen! Dies auch vor dem Hintergrund der Erkenntnis: Demokratie ist nicht selbstverständlich.200)

Wagemut

Der Wagemut ist eigentlich nur eine Nuance vom Mut. Wer wagemutig handelt, ist womöglich eine Spur risikobereiter und beherzter ein Wagnis einzugehen und sich auf die Unwägbarkeiten einzulassen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.201)



uuu)

Vgl. die Anmerkungen unter Pein, in: Duden, Etymologie, Günther Drosdowski (Hg.), Mannheim, Wien, Zürich 1989, S. 518.

197)

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Auslegungsstörfall und siehe die dort verlinkten Listen zu Unfällen und Störfällen in deutschen und europäischen kerntechnischen Anlagen, erhellend.

198)

Siehe den Wikipedia-Eintrag zu Hans Moral : https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Moral

199)

Weiterführende Informationen zum Moralbegriff: https://de.wikipedia.org/wiki/Moral

200)

Immer gut: Informationen zur politischen Bildung, Heft 332 Demokratie : Siehe & bestelle hier: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/informationen-zur-politischenbildung/247723/demokratie

201)

Dies ist ein sehr altes Sprichwort und es findet sich zum Beispiel in der fünfbändigen Märchensammlung „ Volksmärchen der Deutschen“ des dt. Philologen und Schriftstellers Johann Karl August Musäus (*29.3.1735, Jena; †28.10.1787,Weimar). Im Band 2: Legenden vom Rübezahl findet sich in der fünften Legende die Stelle: „‚Wer nicht wagt, der nicht gewinnt‘, sprach er, und wer bei der Schüssel sitzt und nicht zulangt, der mag darben.‘“ Zitiert nach: http://gutenberg.spiegel.de/buch/legenden-vom-rubezahl-4375/6